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© dpa

Feuer: Schule in Potsdam abgebrannt - Brandstiftung vermutet

Eine Grundschule in Potsdam-Babelsberg ist am frühen Dienstagmorgen bis auf die Grundmauern abgebrannt. Auf die Schule hatte es in diesem Jahr bereits mehrere Brandanschläge gegeben. Kinder sind in der Nachbarschaft unerwünscht.

Die Grundschule im Villenviertel von Potsdam-Babelsberg liegt in Schutt und Asche: Ein Feuerwehrmann trägt eine Kiste mit Spielzeug aus dem rußgeschwärzten Fachwerkhaus, ein Baggerführer schaufelt verkohlten Schutt auf einen Haufen. Noch immer qualmt und raucht es. Die Geschäftsführerin der Dreisprachigen Internationalen Schule (DIS), Heike Dietzel, steht in einer Pfütze aus Löschwasser und ist von einer Brandstiftung überzeugt. "Es ist unfassbar, das ist bereits der vierte Brandanschlag in diesem Jahr", sagt Dietzel. Seit der Gründung der Grundschule vor zwei Jahren gebe es ständig Ärger mit den Nachbarn: "Hier sind keine Kinder und kein Lärm gewünscht."

Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Bereits Ende Mai seien auf dem Schulgelände Autoreifen in Brand gesetzt worden, bestätigt eine Polizeisprecherin. Zudem habe es im Umfeld der Schule zwei weitere Brände gegeben. Gerald Haprich vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) weiß von dem Unmut der Anwohner. Sie hätten Beschwerdebriefe wegen Lärmbelästigung geschrieben und Unterschriften gesammelt. "Aber das kann doch kein Grund sein, hier etwas anzustecken", sagt Haprich.

Starke Rauchentwicklung

Das Feuer in der August-Bier-Straße war gegen 4 Uhr von einem Zeitungszusteller bemerkt worden. 55 Einsatzkräfte der Feuerwehr waren acht Stunden damit beschäftigt, den Brand komplett zu löschen. "Es gab eine starke Rauchentwicklung mit einer Sicht teilweise unter fünf Metern", berichtete Brandoberinspekteur Thomas Maetz. Die Polizei habe die Nachbarn per Lautsprecher aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Straßen wurden abgesperrt. Es habe jedoch keine Gefahr für Menschen bestanden.

Der Seitenflügel der Schule mit den beiden Klassenräumen und einem Turnsaal wurde komplett zerstört. Ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit den Büros der Schulleitung konnte gerettet werden, die Zeugnisse blieben unversehrt. Eine Lehrerin wartete am Morgen an der Straßenecke auf die sieben bis acht Jahre alten Schüler und schickte sie wieder nach Hause. Da das Schulgebäude nicht mehr nutzbar ist, bekommen die Kinder ihre Zeugnisse am Mittwoch nun in der Reithalle überreicht. Danach sind erst einmal Sommerferien.

"Es ist so schade für die Kinder"

"Es wäre hier sowieso ihr letzter Schultag gewesen", sagt Haprich. Das Gebäude sei zu klein geworden. Nach den Ferien zieht die an Montessori orientierte Schule in die Waldstadt. In dem jetzt abgebrannten Fachwerkhaus wollte der Verein DIS ab August einen internationalen Kindergarten eröffnen. Über den Antrag ist noch nicht entschieden. Doch Geschäftsführerin Dietzel sagt, sie habe vor zwei Tagen ein positives Signal der Stadt erhalten. 57 Kinder seien in der Kita bereits angemeldet. Nun blickt sie auf die Ruine: "Wer das gemacht hat: Schande über ihn." An einen fremdenfeindlichen Hintergrund glaubt sie nicht. Außer einem Spanier seien alle 53 Schüler Deutsche.

Eine Mutter kommt mit ihren beiden Söhnen um die Ecke, der Ärger mit den Nachbarn ist ihr gut bekannt. Angst um ihre Kinder habe sie aber nie gehabt, sagt sie. Die Anschläge seien stets nachts oder am Wochenende verübt worden. "Es ist so schade für die Kinder", betont sie. Hefte, Aufzeichnungen, Bilder - alles sei zerstört. Sie sei gekommen, um ihre Hilfe anzubieten. Doch Dietzel schüttelt den Kopf: "Hier gibt es nichts mehr zu helfen, es ist alles abgebrannt." (ddp)

Kathrin Hedtke

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