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Finanzkrise: Fahrt ins Ungewisse

Letztes Jahr noch freute man sich beim Autozulieferer Finow-Automotive in Eberswalde über die steigenden Umsätze. Nachdem außer bei Audi bei allen Herstellern die Produktionszahlen zurückgehen, erwartet man Umsatzeinbußen. In der Region wartet man zunächst einmal ab.

Mit Bangen schauen die Mitarbeiter der Autozulieferers Finow-Automotive in Eberswalde auf die Entwicklung am deutschen Fahrzeugmarkt. "Außer bei Audi sind die Produktionszahlen bei allen Herstellern in Deutschland zurückgegangen", sagt Jörg Müller, technischer Leiter bei Finow-Automotive. Je nach Konzern seit Anfang Oktober um 10 bis 25 Prozent.

Für namhafte Marken wie Ford, Mercedes, Jaguar, Landrover oder BMW liefert das Unternehmen Fahrgestell- und Achsenteile. Laufen dort weniger Fahrzeuge vom Band, bedeutet das auch für die Eberswalder ein Defizit. Dabei legte das Unternehmen nach seiner Gründung 1999 einen Traumstart hin. Vor sieben Jahren standen noch 1,2 Millionen Euro Umsatz in der Bilanz. Im vergangenen Jahr waren es fast 24 Millionen Euro. Droht nun das Ende eines rapiden Aufstiegs? "Wir werden auf jeden Fall Umsatzeinbußen haben", sagt Müller, denn das Unternehmen habe auch mit steigenden Rohstoff- und Energiepreisen zu kämpfen. Angaben dazu, ob auch einige der 90 Mitarbeiter entlassen werden müssten, wollte Müller nicht machen. Wahrscheinlich werde es zuerst die Leiharbeiter treffen, die bei der Firma beschäftigt sind.

Vorsichtig abwarten und beobachten - so scheint sich im Moment die gesamte Wirtschaft in der Region zu verhalten. Von einer nie da gewesenen Situation spricht Thorsten Elsholtz, Sprecher der Vereinigung der Unternehmerverbände Berlin-Brandenburg. "Von unseren Mitgliedern will sich kein Unternehmen zur gegenwärtigen Situation äußern."

Viele würden erst mal abwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt und wie sich die Banken verhalten. Hinweise auf eine "Kreditklemme" gebe es aber noch von keinem Unternehmen, sagt Elsholtz. "Keine Firma hat bekannt gegeben, dass die Bank ihr den Kredit gestrichen habe und sie deswegen nicht weitermachen könne." Zudem seien in der Region auch noch keine Pläne in einer Branche bekannt geworden, "dass in größerem Stil Arbeitsplätze verloren gehen", berichtet Elsholtz.

Brandenburgs Wirtschaftsministerium hat angesichts der Krise der Automobilindustrie vor "Panik und Schwarzmalerei" gewarnt. Die Situation müsse differenziert betrachtet werden, sagte Ministeriumssprecher Alexander Gallrein gestern. Zahlreiche der 130 Fahrzeugbau- Unternehmen in Brandenburg hätten noch eine gute Auftragslage. Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Unternehmen einen Umsatz von mehr als 2,6 Milliarden Euro, das waren 17,2 Prozent mehr als 2006.

Andreas Wilhelm

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