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Flughafen BBI: Fast schon "Ready for Take-off"

Die Bauarbeiten am Flughafen BBI gehen voran. Als neues Wahrzeichen ragt der Tower gen Himmel. An vielen Stellen wird schon Technik eingebaut.

Eigentlich fehlen nur noch die Flugzeuge. Ein Jahr vor der für den 3. Juni 2012 geplanten Inbetriebnahme des neuen Flughafens in Schönefeld sieht die einstige Riesenbaustelle, auf der sich einst bis zu 30 Kräne gleichzeitig drehten, aus der Ferne so aus, als könnte der Premierenflug schon morgen stattfinden.

Das neue Abfertigungsgebäude steht. In der Haupthalle konnten bereits Ende des vergangenen Jahres die Glasfassade geschlossen werden, was wichtig gewesen sei, um auch im strengen Winter – nun gut beheizt – den Innenausbau fortsetzen zu können, sagt Manfred Körtgen, der als Geschäftsführer Betrieb der Flughafengesellschaft auch für den Flughafenbau zuständig ist.

Die Energie für die Wärme kam aus den eigenen Energiezentralen. Das gasbetriebene Blockheizkraftwerk liefert neben dem Strom auch Wärme und Kälte für den Terminal. Der Probebetrieb wurde schon im Juni 2010 aufgenommen, so dass im Winter kräftig geheizt werden konnte.

Am Hauptpier, der 715 Meter lang ist, sind die 16 Fluggastbrücken bereits angebaut. 15 davon sind doppelstöckig, so dass Passagiere sie gleichzeitig zum Ein- und Aussteigen nutzen können, ohne dass sie sich direkt begegnen. Es fällt kaum auf, dass einer der Sockel für die Fluggastbrücken größer als die anderen ist. Hier werden einmal die drei Brücken angebaut, die erforderlich sind, wenn das größte Passagierflugzeug der Welt, der Airbus A 380, hier andocken wird. Am fertigen Flughafen wird zunächst ein Kunstwerk diesen Bereich schmücken.

Ob die A 380 je auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ landen wird, hängt davon ab, wie sich der Flugverkehr entwickelt. Noch reicht das Passagieraufkommen nicht, um den Riesenvogel zu füllen, der für maximal 853 Passagiere zugelassen ist. Deshalb seien die A-380-Anlagen jetzt auch nicht vollständig installiert, sondern deren Einbau nur vorbereitet worden, sagt Körtgen. „Gebaut wird nur, was wir sofort brauchen“, heißt seine Devise. Am Hauptpier werden vor allem die Maschinen von großen Linienfluggesellschaften festmachen – allen voran die Lufthansa.

Auch am 350 Meter langen Südpier warten die neun Fluggastbrücken scheinbar nur noch auf die ersten Passagiere. Hier werden vornehmlich Fluggäste ankommen, die mit Air Berlin oder einem ihrer Partnerunternehmen von und nach Berlin fliegen. Air Berlin legte ebenfalls Wert darauf, ihren Passagieren den Komfort von Fluggastbrücken mit dem direkten Weg ins Flugzeug zu bieten.

Im Nordpier sind die Billigflieger

Am ebenfalls 350 Meter langen Nordpier fehlen die Brücken dagegen. Und zwar auf Dauer. Dort werden die Billigflieger wie Easyjet zu Hause sein, die ihre Passagiere zu Fuß oder per Bus zu den Flugzeugen marschieren oder fahren lassen, was die Gebühren senkt, die der Flughafen verlangt. Zwölf so genannte Walk-Boarding-Positionen sind im Nordpier vorhanden, das auch baulich sparsamer ausfällt als die anderen Bereiche.

Im Nordpier wird es auch keine Laufbänder für die Passagiere geben. In den anderen Piers sind die 16 vorgesehenen Anlagen dagegen fast schon alle eingebaut – noch geschützt durch eine Behelfskonstruktion. Ob es solche Laufbänder überhaupt geben wird, war lange umstritten. Die Flughafengesellschaft entschied sich dann aber auch hier für den Komfort, denn die Wege innerhalb des Terminals von den Check-In-Schaltern bis zum Gate können mehr als einen halben Kilometer lang werden.

Am Aufbau der acht „Check-In-Inseln“ mit insgesamt 94 Schaltern wird derzeit noch gewerkelt. Hier ist der Flughafen weiter eine Baustelle; spätestens im November soll aber alles betriebsbereit sein; dann sieht der Plan vor, mit dem Probebetrieb zu beginnen. Auch die 30 Sicherheitskontrolllinien, die zentral im Hauptterminal installiert werden, sind noch nicht aufgebaut. Damit wird aber jetzt begonnen.

Bereits heute steht fest, das hier auch nach der Eröffnung weitergebaut werden wird. Um die dann geltenden Sicherheitsvorschriften der EU umsetzen zu können, die unter anderem neu entwickelte Flüssigkeitsscanner vorsehen, muss die Anlage erweitert werden, damit wie vorgesehen, bis zu 5500 Fluggäste in der Stunde den Bereich passieren können. Deshalb wird ans Terminal angebaut. Der für die Zusatzbauten auf beiden Seiten gewählte Begriff „Pavillon“ suggeriert zwar einen Behelfsbau, doch die Anbauten werden voll in die Architektur des Hauptgebäudes integriert, das mit seinen Säulen ein wenig an die Nationalgalerie erinnern soll. Der Entwurf stammt von den Büros gmp und J.S.K. aus Berlin.

Die Arbeiten für den Bau der Pavillons sind jetzt ausgeschrieben worden. Bis April 2013 sollen sie fertig sein; dann wird es zehn Check-In-Inseln mit zusammen 118 Schaltern geben. Und die Kontrolllinien werden auf 36 erweitert sein.

Wenige Meter von der künftigen Kontrollanlage entfernt, wird ebenfalls gesägt, gehämmert oder geschraubt. Hier, auf dem künftigen „Marktplatz“ sind die Konturen der ersten der geplanten rund 150 Geschäfte zu erkennen, in denen es auch Produkte aus der Region geben wird. Den Marktplatz werden alle Passagiere passieren müssen. So soll auch der Umsatz angekurbelt werden. Die Einnahmen aus der Vermietung sollen auf dem neuen Flughafen schließlich fast die Hälfte des Umsatzes ausmachen.

120.000 Quadratmeter Naturstein für den Boden

Viel Arbeit haben noch die Fußbodenleger vor sich. 120 000 Quadratmeter aus dem Naturstein Jura müssen sie aufbringen; mit rund 30 000 Quadratmeter ist ein Viertel bereits geschafft. Hier wird im Akkord geartet; was werktags nicht geschafft wird, muss am Wochenende nachgeholt werden, damit auch diese Arbeiten im Zeitplan bleiben.

Installiert ist auch das Herzstück des Flughafens, die Gepäcksortieranlage unter dem Terminal. Der Einbau hatte im Februar 2010 begonnen; inzwischen läuft schon der Probebetrieb. Bis zu 15 000 Koffer und Taschen sollen hier stündlich kontrolliert und sortiert werden können.

Eine Etage darunter ist auch der künftige Flughafenbahnhof – fast – betriebsbereit. Die Flughafenbauer haben bereits im Juni 2010 den Rohbau an die Bahn übergeben, die seither ihre Anlagen einbaut. Gleise liegen, die Oberleitung ist angebracht, Signale aufgestellt. Derzeit finden die letzten Arbeiten im Bahnhof statt.

Auch die Verbindung von der Görlitzer Bahn zum Flughafen, deren spät begonnener Bau sich erheblich zu verzögern drohte, wird jetzt sogar schneller fertig sein als der Flughafen. Die Bahn will ihre Arbeiten Ende des Jahres abgeschlossen haben, der Flughafen musste seine Inbetriebnahme vom 30. Oktober 2011 auf den 3. Juni 2012 verschieben. Die acht Kilometer lange S-Bahn-Strecke vom Bahnhof Schönefeld zum Flughafen mit dem neuen Zwischenbahnhof Waßmannsdorf ist ebenfalls fast fertig. Zum neuen Flughafen wird die S-Bahn alle zehn Minuten fahren, alle 15 Minuten fahren Regionalzüge zum Airport. Ob auch Fernzüge im Flughafenbahnhof stoppen, hat die Bahn noch nicht entschieden.

So gut wie abgeschlossen sind auch die Arbeiten an den beiden Start- und Landebahnen sowie an den Rollwegen und Abstellflächen für die Flugzeuge. Die Befeuerungsanlage der südlichen Bahn, die vier Kilometer lang ist, konnte bereits erfolgreich getestet werden. Die Südbahn wurde neu gebaut, während ihr nördliches Pendant nur auf 3600 Meter verlängert werden musste. Hier wird die alte Südbahn des bisherigen Flughafens weiter genutzt. Wo das Aufbringen des Betons nicht den Vorgaben entsprach, wurde er herausgerissen und neu aufgetragen, was nach Körtgens Angaben aber nur selten erforderlich war.

Beide Bahnen liegen 1,9 Kilometer auseinander, so dass Flugzeuge gleichzeitig auf beiden Pisten starten oder landen können. Dass für ein solches Verfahren zudem andere Flugrouten als im Genehmigungsverfahren angegeben waren, erforderlich sind, hat die Flughafenanwohner im vergangenen September überrascht und zu heftigen Protesten geführt. Die Routen sind noch nicht festgelegt.

Als neues Wahrzeichen des Flughafens ragt schon längst der neue Tower der Flugsicherung 72 Meter gen Himmel. Hier wird derzeit die Technik für die Lotsen eingebaut. Schon Anfang des nächsten Jahres will die Flugsicherung von ihrem neuen Turm aus den Flugverkehr in Schönefeld regeln.

Auch die Fassaden der beiden neuen Feuerwachen sind bereits Ende 2010 geschlossen worden, so dass dort ebenfalls mit dem Innenausbau begonnen werden konnte. Insgesamt wird es auf dem Flughafen drei Wachen geben, um jeden Winkel des 2000 Fußballfelder großen Areals innerhalb von drei Minuten erreichen zu können.

Ende Oktober soll das neue Sicherheitsgebäude bezogen werden, in dem alle für die Sicherheit zuständigen Stellen konzentriert werden. Auch die Bundespolizei und der Zoll gehören dazu.

In Bau ist der Hangar für die Wartung von Maschinen von Air Berlin und Germania. Nach der Eröffnung des Flughafens sollen hier weit mehr als 100 Techniker Flugzeuge beider Gesellschaften kontrollieren und reparieren. Die Lufthansa will demnächst den Startschuss für ihren Hangar geben.

Eine Großbaustelle ist derzeit noch die Airport-City vor dem Terminal. Entstehen werden ein Vier-Sterne Hotel der Steigenberger-Gruppe, ein Bürogebäude, für das bereits zahlreiche Mietverträge abgeschlossen worden sind, ein Mietwagencenter sowie vier Parkhäuser, die nach Körtgens Angaben ebenfalls bis zur Eröffnung fertig sein werden.

Nach derzeitigem Stand ist er überzeugt, dass die Arbeiten für den Flugbetrieb pünktlich abgeschlossen werden können. Damit am 3. Juni am frühen Morgen nicht nur ein Flughafen betriebsbereit aussieht, sondern wirklich das erste Flugzeug auch abheben kann.

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