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Brandenburg: Früheres Jugend-KZ Uckermark: Protest gegen Straße über das Gelände

Die Lagergemeinschaft Ravensbrück protestiert gegen Pläne einer Umgehungsstraße für Fürstenberg über das Gelände des früheren Jugend-KZ Uckermark. "Wir sind entsetzt über so eine Variante", sagte die Sprecherin der Gemeinschaft, Christine Krause.

Die Lagergemeinschaft Ravensbrück protestiert gegen Pläne einer Umgehungsstraße für Fürstenberg über das Gelände des früheren Jugend-KZ Uckermark. "Wir sind entsetzt über so eine Variante", sagte die Sprecherin der Gemeinschaft, Christine Krause. Es gehe nicht um einen Zipfel des einstigen Schutzlagers, sondern um einen großen Teil mit Baracken. "Dieses Gebiet ist bisher nur wenig erforscht worden, so dass jetzt nicht einfach mit dem Straßenbau begonnen werden kann", erklärte die Sprecherin.

In den vergangenen Jahren seien Grundmauern von Gebäuden freigelegt worden. Es müsse noch geklärt werden, ob es sich dabei um Häftlingsunterkünfte oder um Ställe handelt. Im Jugend-KZ Uckermark waren zwischen 1939 und 1945 rund 1000 weibliche Gefangene festgehalten worden. Teile des Lagers dienten als Übergangsstation für Hunderte Häftlinge zwischen dem benachbarten Frauen-KZ Ravensbrück und der Gaskammer.

Seit vielen Jahren wird in Fürstenberg über die Varianten einer Umgehungsstraße gestritten. Dabei sollte eine Durchschneidung des Lagers auf jeden Fall vermieden werden. Deshalb erhielt die weite östliche Umfahrung der Stadt die meiste Zustimmung. "Diese Strecke fällt allerdings jetzt weg, weil die Landesregierung betroffene Flächen als Naturschutzgebiet der EU gemeldet hat", teilte Christine Krause mit. "Nun muss ausgerechnet der Naturschutz als Vorwand herhalten, dass eine Straße über ein KZ-Gelände geführt werden." Besonders sei die Lagergemeinschaft über den Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, entsetzt. "Dieser würde eine Straße über das Jugend-KZ und spätere Vernichtungslager in Kauf nehmen", so Krause.

Für den Sprecher der Stiftung, Horst Seferens, ist die kritisierte Straßenführung ein Kompromiss. "Fürstenberg braucht unbedingt eine Umgehung zur Entlastung der überfüllten Innenstadt vom Fernverkehr", sagte Seferenz. Die jetzt diskutierte Variante greife am wenigsten in den originalen Grundriss des Jugend-KZ ein. Ursprünglich sei sogar eine Straße zwischen dem Stamm- und dem Jugendlager vorgesehen gewesen. Das hätte den Gesamtkomplex zerstört. Allerdings müsse das geplante Gelände erst noch genau untersucht werden. Bisher seien die genauen Ausmaße des Jugendschutzlagers nicht bekannt. "Wir müssen als Stiftung zwischen den Interessen der Stadt und der Bewahrung der Überreste der Lager abwägen", erklärte Seferens. Eine endgültige Entscheidung stehe ohnehin noch aus.

Die Lagergemeinschaft Ravensbrück beklagte gestern außerdem, dass die Stadt Fürstenberg noch immer keinen Denkmalschutz für das KZ Uckermark durchgesetzt habe. Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege hatte zwar eine entsprechende Bereichssatzung vorgelegt. Die Stadt habe aber noch nicht darüber entschieden. "Denkmalschutz würde einen Straßenbau wesentlich erschweren", sagte die Sprecherin Krause.

Bereits vor acht Jahren hatte Fürstenberg mit dem geplanten Bau eines Supermarktes auf dem KZ-Gelände weltweiten Protest ausgelöst.

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