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Fußballverein: Türkiyemspor fehlt eine feste Bleibe

Die Spieler des Kreuzberger Fußballvereins Türkiyemspor müssen zum Training oft durch die ganze Stadt reisen. Der Senat kann zurzeit keinen eigenen Platz bieten.

Kreuzberg - Tarik geht die Geduld aus. „Die Bedingungen sind katastrophal“, schimpft der Jugedliche. Er spielt in der A-Jugend des Kreuzberger Fußballvereins Türkiyemspor. Aber wo und wann er antreten soll, weiß er zu Wochenbeginn nie genau. „Manchmal erfahren wir einen Tag vorher, wo wir trainieren.“ Und das kann weit weg sein. Im Moment nutzt der Verein das Katzbachstadion in Kreuzberg, das Sportforum Hohenschönhausen und den Jahnsportpark in Prenzlauer Berg. Denn in Kreuzberg gibt es nicht genug Platz. Nach der Schule kurz nach Hause fahren? Dafür hat Tarik meistens keine Zeit. Zum Training ist er manchmal eine Stunde unterwegs.

„Das Problem ist erkannt“, sagt Harald Bösch-Soleil, der stellvertretende Abteilungsleiter Sport in der Senatsinnenverwaltung. Die Vereinsvertreter waren bereits bei ihm, um sich über die schlechten Bedingungen zu beschweren. Nur: „Es ist keine aktuelle und schnelle Lösung in Sicht“, sagt Bösch-Soleil. Denn weil in Berlin derzeit jede Sportanlage von anderen Vereinen besetzt sei, gebe es keinen Platz, auf dem der Club fest spielen könne. „Türkiyemspor wird erst mal der Wanderpokal der Berliner Fußballvereine bleiben“, sagt Bösch-Soleil. Das wird vor allem jetzt im Winter schwierig. Denn im Katzbachstadion gibt es keine Beleuchtung – abendliches Training ist somit unmöglich. Dabei ist Türkiyemspor hinter Hertha BSC und dem 1. FC Union derzeit der erfolgreichste Fußballclub in der Stadt. Die Herren spielen in der Regionalliga, der vierthöchsten deutschen Liga. Und auch Tarik spielt mit der A-Jugend auf hohem Niveau.

Türkiyemspor beklagt sich in einem Flyer über die „Benachteiligung“, die der Verein durch sein Nomadendasein habe. Er fühlt sich und sein Engagement nicht gewürdigt. Der 1978 gegründete Verein ist für seine soziale Arbeit oft gelobt worden: Er hat beispielsweise vier Mädchenmannschaften aufgebaut und nimmt an den „Respect Gaymes“ teil, einem Turnier für Toleranz im Sport. In diesem Jahr erhielt er den neu gegründeten Integrationspreis des Deutschen Fußball-Bundes. Deswegen verlangt der Verein jetzt auch vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Hilfe.

Dafür setzt sich die Sportstadträtin Sigrid Klebba (SPD) ein. Sie hat sich bereits mit dem Integrationsbeauftragten des Senats, Günter Piening, zusammengesetzt. „Es wird nicht gehen, ohne eine Erweiterung der Sportflächen“, sagt sie. Derzeit werden im Rathaus neue Vereinsorte diskutiert: Auf der Fläche des Gleisdreiecks bevorzugen die Grünen einen Platz für den Breitensport – Türkiyemspor müsste also wieder teilen. Klebba liebäugelt außerdem mit dem Tempelhofer Feld. Aber bis dort ein Sportplatz hinkommt, spielt Tarik sicherlich in der Herrenmannschaft. Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

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