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Brandenburg: Garnisonkirche: Kirchenvertreter werfen Schönbohm Polarisierung vor

Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat seinen Vorstoß zum Wiederaufbau der Garnisonkirche gegen Kritik verteidigt. Auf der ersten Pressekonferenz der neu gegründeten Stiftung Preußisches Kulturerbe sagte er am Montag, er habe die Schirmherrschaft übernommen, weil nach der bisherigen "allgemeinen Diskussion" eine Entscheidung über den Wiederaufbau fallen müsse.

Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hat seinen Vorstoß zum Wiederaufbau der Garnisonkirche gegen Kritik verteidigt. Auf der ersten Pressekonferenz der neu gegründeten Stiftung Preußisches Kulturerbe sagte er am Montag, er habe die Schirmherrschaft übernommen, weil nach der bisherigen "allgemeinen Diskussion" eine Entscheidung über den Wiederaufbau fallen müsse. Der Missbrauch der Kirche durch Hitler am so genannten "Tag von Potsdam" und die Sprengung des Turms durch die SED dürften nicht als Endpunkt akzeptiert werden. Hingegen kritisierten Vertreter der kirchlichen Arbeitsgruppe Garnisonkirche am Rande der Pressekonferenz erneut das "nicht abgestimmte" Vorpreschen Schönbohms, das den innerkirchlichen Moderationsprozess erschwere.

Man sei konsterniert, dass der Minister und der Vorsitzende des Stiftungsrates, Max Klaar, bereits vor einem für den gestrigen Montag Abend geplanten ersten Klärungsgespräch mit der kirchlichen Arbeitsgruppe an die Öffentlichkeit gegangen seien. Verwundert sei man auch darüber, dass der Minister die Schirmherrschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche ohne Abstimmung mit der evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg übernommen habe. Man sehe darin eine "unnötige Polarisierung". Der Klärungsprozess innerhalb der Kirche sei notwendig, weil bisher eine Mehrheit in der Kirche gegen den Wiederaufbau sei. Vor diesem Hintergrund wird auch die ebenfalls unabgestimmte Gründung der Stiftung als wenig hilfreich angesehen: Nach Prüfung der Stiftungssatzung sei es "schwer vorstellbar, dass die Kirche dort reingeht". Geprüft werde daher auch, eine eigene Kirchen-Stiftung zu gründen.

Schönbohm und der Vorsitzende des Stiftungsrates, Klaar, bemühten sich auf der Pressekonferenz, die Wogen zu glätten. Man wolle das Gespräch mit der evangelischen Kirche und der Stadt fortführen und setze dabei auf "Kooperation statt Konfrontation", so der Innenminister. Klaar bekräftigte, dass Gemeinsamkeit mit der evangelischen Kirche gewünscht sei: "Gegen den Willen der Kirche wird niemand die Garnisonkirche aufbauen." Schönbohm fügte hinzu, für ihn sei allerdings "nur schwer vorstellbar, dass meine eigene Kirche gegen den Wiederaufbau ist." Die Vertreter der kirchlichen Arbeitsgruppe wiesen darauf hin, dass die Entscheidung wahrscheinlich erst auf der Frühjahrssynode im nächsten Jahr fallen werde. Am 2. September 2001 werde die Arbeitsgruppe das Ergebnis ihrer Prüfungen vorlegen. Es müsse dann in der Kirche breit diskutiert werden. Die Entscheidung der Stadt stehe schließlich ebenfalls noch aus.

Vor diesem Hintergrund sehen Vertreter der Kirche die von der Stiftung gewünschte Grundsteinlegung im nächsten Frühjahr als unrealistisch an. Nach ihrer Ansicht gibt es "überhaupt keinen Zeitdruck". Dieser Meinung schlossen sich auch Schönbohm und Klaar grundsätzlich an. Der Berliner Architekt Rüdiger Patzschke wies Kritik, dass in Potsdam ein "Disneyland" entstehen solle, scharf zurück. Wer das behaupte, wisse nicht, was Disneyland sei. Das Wort werde als "Kampfbegriff" mißbraucht. Der Architekt rechnet mit einer Bauzeit von 17 bis maximal 24 Monaten.

Michael Mara

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