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Brandenburg: Gartzer Amtsdirektor ist seit gestern wieder auf freiem Fuß

Der wegen Bestechlichkeit angeklagte Ex-Amtsdirektor der Uckermark-Gemeinde Gartz, Helmut Wohlthat, ist seit gestern wieder auf freiem Fuß. Er soll für 25 000 Mark Schmiergeld einem Unternehmen den Auftrag zum Bau von Windrädern in Schönfeld zugeschanzt haben, obwohl sich die Gemeinde schon für einen anderen Windkraftbetreiber entschieden hatte.

Der wegen Bestechlichkeit angeklagte Ex-Amtsdirektor der Uckermark-Gemeinde Gartz, Helmut Wohlthat, ist seit gestern wieder auf freiem Fuß. Er soll für 25 000 Mark Schmiergeld einem Unternehmen den Auftrag zum Bau von Windrädern in Schönfeld zugeschanzt haben, obwohl sich die Gemeinde schon für einen anderen Windkraftbetreiber entschieden hatte. Das Landgericht Frankfurt (Oder) hob den Haftbefehl gegen Wohlthat auf, nachdem eine polnische Zeugin im Prozess gegen ihn ausgesagt hatte. Der Richter begründete dies damit, dass die Gefahr der Verdunklung und massiven Beeinflussung der Zeugin nun nicht mehr bestehe. Die 30-jährige Anieta Milczarek war mit Polizeischutz im Zeugenstand erschienen. "Gewisse deutsche Herren haben mir gedroht, dass ich den Gerichtssaal nicht erreichen würde", sagte die derzeit als Dolmetscherin arbeitende Absolventin der Stettiner Universität: "Für 100 000 Mark sollte ich beseitigt werden."

Nicht nur die Polin fürchtet um ihr Leben. Einer der beiden mitangeklagten Firmenmanager wird angeblich aus Polen erpresst: Er solle 200 000 Mark zahlen, dann würde Anieta Milczarek vor Gericht nicht aussagen. Noch während des ersten Prozesstages am Mittwoch sei ein solches Angebot auf die Mailbox seines Handys gesprochen worden. Der Verteidiger des Angeklagten forderte deshalb eine Unterbrechung des Prozesses. Richter Matthias Fuchs lehnte dies ab, beauftragte jedoch die Staatsanwaltschaft mit entsprechenden Ermittlungen.

Prozessbeobachter gehen davon aus, dass der ehemalige Gartzer Amtsdirektor in die Fänge einer beiderseits der Grenze agierenden Bande der organisierten Kriminalität geraten ist. Denn lange vor der vermeintlichen Schmiergeldzahlung der Windkraftfirma beteiligte sich Wohlthat als Teilhaber an einem Restaurant im polnischen Ostseebad Kolberg. Als so genannten Strohmann setzte der 48-Jährige die polnische Dolmetscherin ein. "Doch Herr Wohlthat hat sich von der Mafia reinlegen lassen", sagte Anieta Milczarek gestern vor Gericht. "Monatlich mussten wir umgerechnet 25 000 Mark an eine Leasingfirma für die Kücheneinrichtung abdrücken. Dabei wäre die schon mit der ersten Rate abgezahlt gewesen." Als sie bei polnischen Behörden diesen Betrug anzeigen wollte, habe sie einen Drohbrief erhalten. Wohlthat hätte ihr im November schliesslich gesagt, dass er auf ihr Konto in Deutschland 25 000 Mark überweisen lassen habe. 1000 Mark könne sie behalten. "Er wollte damit irgendwelche Löcher stopfen", erklärte die Zeugin. Wahrscheinlich sei das Geld für eine Leasingrate bestimmt gewesen. Allerdings wusste sie nach eigenen Angaben nicht, dass diese Summe von einer Windkraftfirma stammte. Auf Anraten eines Journalisten sei sie schließlich zur Polizei in Eberswalde gegangen, um Wohlthat anzuzeigen: "Ich hatte Angst, ich müsste als formelle Geschäftsführerin des Restaurants für die Schulden aufkommen".

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