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Brandenburg: Gedämpfte Stimmung zur Eröffnung des Blumenfestivals Landesgartenschau in Eberswalde begann mit Gedenken an die Opfer von Erfurt / Blüten und Bäume 170 Tage lang zu sehen

Von Claus-Dieter Steyer Eberswalde. Die Blütenpracht, der Gesang und die vielen Attraktionen der zweiten Brandenburger Landesgartenschau in Eberswalde konnten warten.

Von Claus-Dieter Steyer

Eberswalde. Die Blütenpracht, der Gesang und die vielen Attraktionen der zweiten Brandenburger Landesgartenschau in Eberswalde konnten warten. Mit erheblicher Verspätung und nach Minuten des Gedenkens an die Opfer des Amoklaufes von Erfurt eröffnete Ministerpräsident Manfred Stolpe gestern das 170 Tage dauernde Blumenfest in der 50 Kilometer nördlich Berlins gelegenen Kreisstadt. „Gerade angesichts der unfassbaren Ereignisse in Erfurt braucht der Mensch Gegenbilder“, sagte Stolpe. Gartenschauen gehörten dazu. Brandenburg werde diesem „Indiz für Verrohung und Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft“ ein größeres Anti-Gewalt-Programm entgegensetzen. Fortgesetzt würden die Dorferneuerung und der soziale Umbau der Städte. Eberswalde, von sozialen und wirtschaftlichen Umbrüchen besonders gezeichnet, sei ein gutes Beispiel dafür.

Mehr als 600 geladene Gäste, darunter Minister und Landtagsabgeordnete, verfolgten bei unangenehmer Kälte, kräftigem Wind und peitschendem Regen das Eröffnungsprogramm. Erst als sich um 13 Uhr die Tore für das Publikum öffneten, kam die Sonne zum Vorschein. „Komm, lieber Mai und mache die Bäume wieder grün“, wünschten sich die Chorsänger, die die mehrstündige Show eröffneten. „Ich habe beschlossen, heute ist Frühling“, sagte Entertainerin Dagmar Frederic, die in Eberswalde geboren ist und zur Laga-Botschafterin ernannt wurde.

Tatsächlich kann sich die Stadt mit dem auf einem früheren Industriegebiet entstandenen Park sehen lassen. So wie sich 1995 Cottbus mit der ersten Bundesgartenschau im Osten ins Gespräch brachte, 1999 Luckau mit der ersten Landesausstellung seinen mittelalterlichen Stadtkern erneuerte und sich Potsdam im Vorjahr mit dem Bundesblütenfest von der „Jammer-Haupstadt“ entfernte, nutzte auch Eberswalde seine Chancen. Der direkt am Park vorbeifließende Finowkanal hat sich von der Industrie-Kloake zum Ausflugsziel für Paddler, Motorbootfahrer und Flößer gewandelt. Allein 20 Millionen Euro kosteten die Instandsetzung der Schleusen und die Reinigung des Kanalbodens. In die Herrichtung des eigentlichen Geländes wurden rund 15 Millionen Euro gesteckt. Die Landesgartenschau soll bis zum 13. Oktober 350 000 Besucher anlocken.

„Wir wollen mit unserem Angebot möglichst die ganze Familie ansprechen“, sagte Geschäftsführer Bernd Hensch. Wie sich schon in den ersten Stunden nach der Eröffnung zeigte, scheint das Ziel aufzugehen. Die Aussichtsplattform eines Kranes in 28 Meter Höhe war ebenso umlagert, wie die Reste einer Kranbahn oder die Biergärten am Kanal. Lange Schlangen bildeten sich vor der Abfahrtsstelle der Tretboote. Sie fahren zwar nur auf einer 150 Meter langen Strecke, aber die ist einzigartig. Denn sie führt durch unterirdische Gewölbe, die vor 300 Jahren für Kühlwasserkanäle der Eisenspalterei gebaut worden waren. Zur Landesgartenschau sind diese so genannten Industrie-Archen wieder restauriert und mit Licht und Ton ausgestattet worden. Auf der Fahrt durch das sieben Meter breite und drei Meter hohe Labyrinth erlebt der Gast immer neue Sichten auf ein längst vergessenes Industriezeitalter.

Die Kinder zog es erwartungsgemäß vor allem in den Zauberwald. „Die Birken haben mich an den alten sowjetischen Märchenfilm ,Hexe Baba Jaga’ erinnert“, erzählte der zweite Geschäftsführer Michael Steinland. „Wir bauten deshalb das auf einem Hühnerbein stehende Hexenhaus und viele andere geheimnisvolle Verstecke auf.“

Maskottchen Borschtel, das entsprechend dem Stadtn einen Eber darstellen soll, spazierte am Eröffnungstag nicht nur an fröhlichen Gesichtern vorbei. Vertreter einer Bürgerbewegung forderten am Tor eine Umkehr in der Wasser- und Abwasserpolitik des Landes. Der von Ministerpräsident Stolpe einst als Obergrenze versprochene Preis von ehemals zehn Mark pro Kubikmeter Wasser sei längst überschritten, hieß es auf Flugblättern. Sie gingen im allgemeinen Trubel aber fast unter.

Informationen über die Landesgartenschau im Internet unter www.laga-eberswalde. de oder unter Telefon 033 34/20 71 50

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