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Brandenburg: Gefängnis als Bildungszentrum

Neubau der Jugendstrafanstalt Wriezen eröffnet

Wriezen - Eine Sorge wenigstens ist den im Schnitt 20 Jahre alten Insassen des neuen Gefängnisses in Wriezen genommen: Sie brauchen ihre Haftzeit nicht ohne Schul- oder Berufsabschluss zu beenden. Der am gestrigen Donnerstag eröffnete, 26 Millionen teure Neubau der Jugendstrafanstalt am Rande des Oderbruchs bietet modernste Möglichkeiten für den Unterricht in den Klassen 7 bis 10 und die Ausbildung zum Maler, Lackierer, Fliesenleger, Holzmechaniker und in anderen Berufen. „Die Motivation zur Teilnahme an den Kursen ist hoch“, sagte Wolf-Dietrich Voigt, Leiter des derzeit mit 283 männlichen Jugendlichen belegten Gefängnisses. „Das liegt nicht nur an der Einsicht, den kriminellen Weg verlassen zu wollen – sondern auch am Ausbildungsgeld.“ Das beträgt im Schnitt 200 Euro, wird allerdings nur zu einem Teil voll ausgezahlt. Der Rest wandert auf ein Konto und wird den Häftlingen bei der Entlassung ausgezahlt.

Das Wriezener Gefängnis ist das erste in Brandenburg, das ausreichend Ausbildungsplätze für alle Insassen bietet. „Gerade unsere Jugendstrafanstalt soll ein Bildungszentrum werden. Denn ein Schul- oder Berufsabschluss ist die entscheidende Voraussetzung, um in Freiheit straffrei zu bleiben“, sagte Justizministerin Barbara Richstein (CDU). Bundesweit liegt die Rückfallquote von jugendlichen Straftätern bei rund 50 Prozent.

Die meisten der Häftlinge in Wriezen wurden wegen Diebstahls und Unterschlagung verurteilt (28 Prozent). Danach folgen Körperverletzung (24 Prozent) sowie Raub und Erpressung (22 Prozent). Die meisten Täter bleiben zwischen 12 Monaten und fünf Jahren in Haft, nur fünf Prozent sitzen länger. Bei rund einem Fünftel der Inhaftierten geht die Anstaltsleitung davon aus, dass sie mit rechtsextremistischem Gedankengut sympathisieren.

Wriezen ist nach Neuruppin-Wulkow und Cottbus-Dissenchen der dritte Neubau einer Haftanstalt in Brandenburg seit der Wende. Im nächsten Jahr wird die Anstalt Duben bei Luckau eröffnet. Derzeit gibt es im Land 2250 Strafgefangene. Die aktuelle Prognose geht von einem Bedarf von 2500 Haftplätzen aus. Mitte der 90er Jahre waren noch 2750 Plätze geplant worden, aber wegen des Bevölkerungsrückgangs wurde das Bauvolumen reduziert. Allerdings werden keine Gefängnisse geschlossen.

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