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Brandenburg: Gehemmte Botenstoffe

Neue Rheuma-Behandlungsmethoden versprechen Linderung

Die verschiedenen Krankheitsbilder von Rheuma erfordern eine Bandbreite an Therapien. Bisher war bei Rheumakrankheiten, die auf einem Autoimmundefekt beruhen, nur eine Linderung der Beschwerden möglich. Zu diesem Zweck muss das gesamte Immunsystem durch Medikamente unterdrückt werden. „Die neuen Behandlungsmethoden sind viel versprechend, denn sie verzögern den Zerstörungsprozess nicht nur, sondern können ihn teilweise sogar ganz stoppen“, sagt Helmut Sörensen, Rheumatologe und Präsident der Deutschen RheumaLiga Berlin.

Eine Behandlungsmethode setzt dabei auf so genannte Biologika. Das sind komplizierte Eiweißmoleküle, die sowohl durch tierische Zellen als auch gentechnologisch hergestellt werden können. Neue Erkenntnisse zeigen, dass Botenstoffe bei der Entzündung eine große Rolle spielen. Sie geben dem Körper die fortlaufende Information, Entzündungen auszulösen. Diese Botenstoffe werden durch die Biologika gehemmt. „Das ist eine Revolution“, sagt Helmut Sörensen. Denn das Fortschreiten der Krankheit wird gestoppt. „So verbessert sich die Lebensqualität und die Lebensdauer von Rheumapatienten, die bisher etwa zehn Jahre früher sterben als gesunde Menschen.“ Zudem müssten nicht mehr so oft Medikamente aus der Krebstherapie oder aus der Transplantationsmedizin eingesetzt werden, die starke Nebenwirkungen zur Folge hätten. Ein neues, in der Erprobung befindliches Biologikum, ein Antikörper gegen bestimmte fehlgesteuerte Immunzellen, kann oft schon nach zwei Infusionen die Krankheit für circa ein Jahr zur Ruhe bringen.

Lupus ist eine spezielle Form von Rheuma, bei der die Antikörper neben Gelenken auch Organe wie die Nieren oder das Gehirn angreifen. Unbehandelt führt die Krankheit zum Tod. Eine weitere neue Behandlung basiert auf einer Blutwäsche und wird gerade erprobt. Dabei werden die Immunzellen, die die Antikörper und die Botenstoffe herstellen, direkt angegriffen. „In einer Art Dialyse werden diese Zellen gebunden und herausgefiltert“, erklärt Sörensen. „Sogar Patienten, die durch Lupus einen Gehirnschaden und damit verbunden einen Gedächtnisverlust erlitten haben, sprechen auf diese neue Therapie an.“ Der Rheumaexperte hofft auf eine baldige Zulassung, denn auch wenn die Behandlungsmethoden noch sehr teuer seien, führten sie zu einer enormen Verbesserung der Lebensqualität. elh

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