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Brandenburg: Geplante Chipfabrik: Christoph Marquardt: "Ich bin von Natur aus unerschrocken"

Das Milliardenprojekt "Communicant" ist in Gefahr. Christoph Marquardt hat, wie berichtet, beim Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) einen sofortigen Baustopp für die Chipfabrik beantragt.

Das Milliardenprojekt "Communicant" ist in Gefahr. Christoph Marquardt hat, wie berichtet, beim Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) einen sofortigen Baustopp für die Chipfabrik beantragt. Marquardt ist selbst Richter in Eisenhüttenstadt. Er zog 1997 aus Berlin-Tempelhof nach Frankfurt und wohnt mit seiner Familie nahe der geplanten Fabrik.

Warum verlangen Sie den Baustopp?

Die Fabrik soll direkt neben unserem Wohngebiet gebaut werden. Bei der Chipherstellung werden hochgiftige Chemikalien verwendet: Flusssäure, Arsin, Phosphin. Den Anwohnern wurde versichert, dass die Immissionen beim normalen Betrieb unbedenklich sind. Aber das Szenario eines möglichen Störfalles wurde nur unzureichend untersucht. Flusssäure etwa ist so ätzend, dass sie sich sogar durch Glasgefäße frisst.

Aber im Alltag dürfte eine Chipfabrik doch kein allzu problematischer Nachbar sein.

Doch! Die Produktion soll rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr laufen. Sogar ein eigenes Kraftwerk wird sie bekommen. Uns ist das hier als Gartenstadt verkauft worden. Dieser Charakter ginge völlig verloren.

Der von Ihnen beantragte Baustopp könnte das gesamte Projekt gefährden. Das nehmen Sie in Kauf?

Ich bin auf gar keinen Fall gegen das Projekt! Aber das ganze Planungsverfahren war von Geheimniskrämerei geprägt. Ich habe den Frankfurter Lokalpolitikern schon vor über einem Jahr gesagt, dass ich mit diesem Standort nicht einverstanden bin und alle Rechtsmittel ausschöpfen werde. Auch einen persönlichen Brief an Wirtschaftsminister Fürniß habe ich geschrieben.

Wie war die Reaktion?

Er hat nicht geantwortet. Offenbar haben alle Beteiligten darauf spekuliert, dass die Betroffenen vom Ausmaß des Projektes erdrückt werden und sich nicht dagegen wehren. Aber was soll ich machen, wenn ich nicht gehört werde?

Sind Sie ein Einzelkämpfer?

Nein. Wir sind eine Bürgerinitiative von 30 bis 50 Leuten. Ich weiß, dass auch andere gegen den Standort klagen wollen.

Welche Alternative sehen Sie denn?

Bei Markendorf, in der Nähe des an der Chipfabrik beteiligten Institutes für Halbleiterphysik, gibt es Ausweichflächen.

Meinen Sie, dass Sie unbehelligt in Frankfurt wohnen können, wenn das Projekt Ihretwegen platzt?

Ich bin Strafrichter und daher von Natur aus unerschrocken.

Warum verlangen Sie den Baustopp?

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