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Brandenburg: Geschichte der FKK-Bewegung: Lichtkämpfer, Sonnenfreunde und wilde Nackte

Nackte von vorn, Nackte von hinten, am See, in der Straßenbahn, im Theater und selbst am Schreibtisch. In der Bücherstadt auf dem 40 Kilometer südlich Berlins gelegenen früheren Militärgelände Wünsdorf öffnete gestern eine für die Weihnachtszeit untypische Foto-Ausstellung.

Nackte von vorn, Nackte von hinten, am See, in der Straßenbahn, im Theater und selbst am Schreibtisch. In der Bücherstadt auf dem 40 Kilometer südlich Berlins gelegenen früheren Militärgelände Wünsdorf öffnete gestern eine für die Weihnachtszeit untypische Foto-Ausstellung. Während Museen, Bibliotheken oder Galerien jetzt meist alte Puppen, Nussknacker oder Pyramiden aus den Depots holen, fehlt in Wünsdorf jeder Hinweis auf die festliche Zeit. "Lichtkämpfer, Sonnenfreunde und wilde Nackte" lautet der Titel der ersten großen Ausstellung über die Geschichte der Freikörperkultur. Die von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft ausgerichtete Schau erlebt nicht ganz zufällig ihre Premiere in Brandenburg.

Das Potsdamer Kulturministerium unterstützte die Ausstellung finanziell. Außerdem nahm unweit von Wünsdorf die FKK-Bewegung in Berlin und im Umland seinen Anfang. In Motzen trafen sich seit 1919 die Nackten im Verein "Freisonnland". Das war in der Region weit und breit der erste Zusammenschluss der Sonnenanbeter, nachdem sich schon 1904 in Kiel eine organisierte Gruppe zur Freikörperkultur bekannt hatte. Nach Motzen fuhren damals Angehörige aller Schichten, vor allem aber Schauspieler, Sänger und andere Künstler aus Berlin. Die Tradition von damals halten am Motzener See heute drei Vereine wach.

"FKK bedeutete schon Anfang der vergangenen Jahrhunderts mehr als nur Nackte", sagte Projektleiter Hans Bergemann. "Sie war Teil einer breiten Lebensreformbewegung." Durch die Kontakte mit Licht, Luft und Sonne sollten die Menschen gesund werden und sich von der industriellen Lebensweise lösen, lautete die Vorstellung der Reformer.

Originaldokumente zeigen das abrupte Ende der FKK-Bewegung nach der Machtübernahme der Nazis 1933. Vor allem proletarische Vereine wurden in die Illegalität gedrängt. Andere legten ein "klares Bekenntnis zur Regierung" ab. Für jüdische und "unzuverlässige" Mitglieder war aber kein Platz mehr. Doch schon wenig später entdeckte die NS-Ideologie die Freikörperkultur als besonderes Mittel für die "rassische, gesundheitliche und sittliche Hebung der Volkskraft". Der "Bund für Leibeszucht" übernahm die Führung. 1942 trat schließlich eine Polizeiordnung in Kraft, die das Nacktbaden an bestimmten Orten erlaubte. Diese sollten von anderen Menschen jedoch nicht einsehbar sein.

Nach Kriegsende verlief die Entwicklung in der Bundesrepublik und der DDR unterschiedlich. Während sich im Westen die FKK-Bewegung weiter in Vereinen traf, war das Nacktbaden im Osten bis Anfang der sechziger Jahre als ein Verstoß gegen die Moral verpönt. Doch das änderte sich schnell. Überall war "Baden ohne" angesagt. Eine Zeitschrift erfuhr vor gut 20 Jahren in einer Reportage die Gründe: "Immer das Umziehen" und "Es ist viel angenehmer und gesünder", lauteten die Antworten. Von einer jungen Frau notierten die Reporter ein anderes Argument. Am Textilstrand werde sie oft angepfiffen und belästigt. "Am FKK-Strand passiert so etwas nie.

Die Ausstellung in der Bücherstadt Wünsdorf, die sich in alten Militärgebäuden befindet, öffnet bis Ende Januar donnerstags bis montags von 10 bis 18 Uhr. Der Weg ist ab der Bundesstraße 96 ausgeschildert.

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