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Brandenburg: Größere Sprengwirkung als eine Handgranate

Auf den Märkten hinter der polnischen Grenze blüht wieder das Geschäft mit hochexplosiven Feuerwerken

Hohenwutzen. Berliner und Brandenburger rüsten schon jetzt für die Silvesternacht mit gefährlichem Knallzeug kräftig auf. Dafür machen sie sich in Scharen auf den Weg zu den Basaren in den polnischen Grenzorten jenseits von Oder und Neiße. Obwohl die Einfuhr von Feuerwerkskörpern aus dem Ausland streng untersagt ist, blüht das Geschäft. Die Kontrollen der Zöllner beschränken sich auf Stichproben. Wer hier erwischt wird, muss mit einem Strafverfahren rechnen. Alle Fälle werden der zuständigen Staatsanwaltschaft übergeben.

Vor dem Grenzübergang in Hohenwutzen an der Bundesstraße 158, rund 50 Kilometer nordöstlich Berlins, stauen sich seit einigen Tagen wieder die Autos. Bei zwei Stunden liegt die durchschnittliche Wartezeit. 80 Prozent der Fahrzeuge tragen Berliner Kennzeichen. „Geschäfte laufen gut. Besser als Zigaretten“, sagt ein Verkäufer in der polnischen Budenstadt vor dem großen Tisch mit seltsam anmutenden Verpackungen. Einige der angebotenen Knallkörper sind noch aus den Vorjahren bekannt. „Gigant Maroon“ zerstörte bereits mehrere Telefonzellen in Berlin und Brandenburg. „Golden Century“, „Airhawk Artillery Shell“ oder „China Dragon“ und „Match-Thunder“ werden von Experten wie Bomben behandelt. Andere Pakete tragen sogar einen Totenkopf und das Symbol einer Bombe. Doch Käufer lassen sich davon keineswegs abschrecken.

Das Zollkriminalamt probierte kürzlich einige der vorwiegend aus China und Osteuropa stammenden Feuerwerke aus. Dabei überraschte die Sprengwirkung selbst die Fachleute: Sie war lauter und wuchtiger als bei der Zündung einer Handgranate. Gebrauchsanweisungen sind nur in englisch, chinesisch, polnisch oder russisch verfasst. Oft fehlen Erklärungen ganz.

„In Deutschland sind nur jene Feuerwerkskörper zugelassen, die das Zulassungszeichen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) tragen“, erklärt Astrid Prinz, Pressesprecherin des Hauptzollamtes in Frankfurt (Oder). „Da gibt es keine Ausnahmen.“ Selbst Blitzknaller seien nicht erlaubt.

„Seit Anfang des Monats wurden an den Grenzübergängen bereits 20 große Verstöße gegen das Einfuhrverbot festgestellt. In der vorjährigen Saison waren es insgesamt 60.“ Auf einigen Tischen der Grenzbasare tauchen in diesem Jahr auch neue Silvester-Bomben auf, die wahrscheinlich nicht in professionellen Werkstätten produziert wurden. Zöllner warnen vor allem vor den in braunes Packpapier und Handgranaten ähnelnden Feuerwerkskörpern mit der Aufschrift „Have a nice day“ (Einen schönen Tag). Sie gelten als lebensgefährlich, genau wie die gleichfalls angebotenen hochexplosiven Kugeln mit einer langen Lunte. Vermutlich wurde hier Sprengstoff in einem Hinterhofkeller einfach zusammengerührt, um bei den deutschen Kunden damit viel Geld zu verdienen.

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