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Brandenburg: „Gründen Sie doch eine Partei“

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement diskutierte bei Mercedes am Salzufer mit 650 Berliner Schülern

Andreas Weidner hat viele Fragen an Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement. „Sie reden davon, dass Sie Bildung fördern – aber gerade wurden doch 75 Millionen Euro gespart“, sagte der 19-Jährige von der Johann-Gottfried-Herder-Oberschule in Lichtenberg. Er ist einer der 650 Schüler, die am Donnerstagabend in die Mercedes-Welt am Salzufer zum „Europa“-Gespräch gekommen sind. Für die schon traditionelle Diskussionsrunde hatte Gastgeber Mercedes-Benz Schüler aus zweisprachigen Berliner Schulen eingeladen, „weil Europa bei ihnen ein Thema im Unterricht ist“, so der Sprecher Joachim Ackermann. Und die jungen Diskutanten hatten sich vorzüglich vorbereitet.

„Sie sagen, die Osterweiterung sei ein Gewinn. Meinen Sie damit nur die wirtschaftliche Seite, oder soll es auch eine europäische Gesellschaft geben?“, fragte eine Schülerin von der Romain-Rolland-Oberschule in Reinickendorf. Clement argumentierte mit Märkten und den Waren, die man in Polen absetzen könne. „Aber Märkte sind doch irgendwann gesättigt, was dann“, hakte die Schülerin nach. Ein dunkelhaariger Gymnasiast aus Steglitz wollte wissen: „Sie exportieren Waffen in Bürgerkriegsländer und wollen gleichzeitig Frieden schaffen. Ist das nicht ein Widerspruch?“

Schon standen fünf weitere Schüler am Mikrofon. „Sie haben nicht geantwortet, nur Ausflüchte gebracht. Wie war das eigentlich damals in Jugoslawien?“, war die nächste Frage. Und was denn nun seine Friedensvision sei? Clement sah auf die Uhr und stellte fest, er habe nicht genug Zeit, um das alles zu erklären. „Wir leben in einer sehr komplizierten Welt“, sagte er. Eine Stunde lang gab der Minister allgemeine Antworten auf präzise Fragen. Und die betrafen in der zweiten Hälfte nicht mehr die weltpolitische, sondern die eigene Zukunft. Was die Schülerdemonstrationen der letzten Monate nun eigentlich gebracht hätten, wollten sie wissen. „Und warum dürfen wir nicht vorschlagen, was mit den Steuergeldern gemacht wird?“ Clement versuchte zu überzeugen: „Da kämen bei den hier versammelten mehr als 600 Menschen vielleicht 20 Vorschläge zusammen. Das funktioniert nicht.“ Aber er habe die Dinge auch immer verändern wollen. Sie sollten doch eine Partei gründen.

Ein Abiturient: Ob es in der veränderten heutigen Welt noch genug Arbeit für jeden gebe? Niemand solle sich bei der Suche entmutigen lassen, empfahl Clement. „Wenn’s nicht klappt, schreiben Sie mir einfach.“ Die 16-jährige Alicia Jachnowitsch wird das tun. „Ich will mal wissen, ob ein Minister wirklich antwortet.“

Maxi Leinkauf

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