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Brandenburg: Grüne Woche: Der Traum vom Wurstbaum

Klaudiusz Balcerzak ist wieder mit seinem Wurstbaum da. Schon letztes Jahr war der Stand des westpolnischen Fabrikanten auf der Grünen Woche ständig umlagert.

Klaudiusz Balcerzak ist wieder mit seinem Wurstbaum da. Schon letztes Jahr war der Stand des westpolnischen Fabrikanten auf der Grünen Woche ständig umlagert. Alle wollten sie seine Probierhäppchen und zogen mit prallen Tüten gekaufter Würste ab. Warum sollen wir in Berlin nicht jeden Tag Grüne Woche haben?, fragte Balcerzak.

Zum Thema Online Spezial: Grüne Woche 2002 Was folgte, ist eine polnische Erfolgsstory: Einen guten Monat nach Messeschluss eröffnete die 80 Kilometer von Frankfurt (Oder) entfernte Wurstfabrik einen eigenen Laden in der Berliner Müllerstraße 61 - mitten in der BSE-Krise, als eigentlich kaum noch jemand Wurst essen wollte. Aber die polnischen Wurstmacher verwenden nur Schweine- und Geflügelfleisch. Zweimal in der Woche wird der Laden beliefert. "Und das Beste ist", sagt der Export-Manager Martin Zboron, "dass bei uns nicht nur Polen kaufen, die in Berlin leben, sondern auch Deutsche."

Der Chef selbst kann in diesem Jahr nicht mehr jeden Tag auf der Grünen Woche sein. Er bereitet gerade ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin in Warschau vor. Denn Putin habe den verstärkten Import von Balcerzak-Wurst quasi zur Chefsache erklärt, sagt Zboron.

Balcerzaks Erfolg ist eine Ausnahme. Den Eindruck kann man bekommen, wenn man auf den Nachbarstand schaut. Dort herrscht gähnende Leere. Für die Regale voller Plastikflaschen mit gelben und grünen Flüssigkeiten interessiert sich kaum jemand. Auf den polnischen Basaren jenseits der Oder sei das anders, versichert Verkaufs-Direktor Piotr Rosolek. Die deutschen Kunden des billigen Getränks mit sechs Prozent Fruchtsaft-Anteil in verschiedenen Geschmacksrichtungen seien dort so begeistert gewesen, dass seine Firma beschloss, Supermärkte in Deutschland zu beliefern. In Polen heißt das Produkt "Amita", in Deutschland "Maxi" - weil es in 1,5 und 2-Liter-Flaschen angeboten wird. Das Besondere an seinen Softdrinks, so Rosolek, sei der "natürliche Obstgeschmack". Und tatsächlich: Das Kiwi-Getränk schmeckt nach frisch gelöffelten Kiwis und frisch gepresster Grapefruit. Wie machen die Polen das nur? Die Liste der Geschmacksverstärker auf dem Etikett ist genauso lang wie bei vergleichbaren deutschen Getränken.

Würste scheinen allemal erfolgversprechender als Getränke. Denn nicht nur die polnische, auch die russische Wurst drängt auf den deutschen Markt, wenn auch nicht mit solch rasanter Geschwindigkeit wie Klaudiusz Balcerzaks Wurstbaum. Lyubov Bachurina, Präsidentin der Petersburger Wurstfabrik "Troja", sagt es mit einem alten russischen Sprichwort: "Moskau wurde ja auch nicht an einem Tag gebaut." Diesmal füllen die russischen Stände bei der Grünen Woche erstmals eine ganze Halle - auch wenn nur die Wodka-Brennereien damit rechnen, ihren finanziellen Aufwand wieder herauszubekommen.

100 Kilo Wurst hat aber auch Bachurina schon verkauft: An die in Berlin ansässige russische Ladenkette "Zarja" (Morgenröte). Gut möglich, dass Lyubov Bachurina ihr Moskau mit Hilfe der Berliner Russen baut.

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