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Brandenburg: Hochglanz im Miniformat

Der Glanz des 1945 spurlos verschwundenen Bernsteinzimmers muss überwältigend gewesen sein. Schon sein Modell im Maßstab 1:12 blendet die Augen.

Der Glanz des 1945 spurlos verschwundenen Bernsteinzimmers muss überwältigend gewesen sein. Schon sein Modell im Maßstab 1:12 blendet die Augen. Drei russische Künstler haben in einer englischen Werkstatt zwei Jahre lang die zu den Weltwundern zählende Kostbarkeit kopiert, jetzt ist es im Miniaturmuseum Arikalex im Europarc Dreilinden zu sehen.

"Wir wollten das Kunstwerk unbedingt bei uns zeigen", sagt Museumschefin Ulla Klingbeil. Denn hier sei das berühmte Zimmer - zumindest als Modell - an seinen geographischen Ursprungsort zurückgekehrt. Preußenkönig Friedrich I. wollte ursprünglich die reichen Bernsteinvorkommen in Ostpreußen für kostbare Paneele im Schloss Charlottenburg nutzen. Doch aus Charlottenburg wurde schließlich das Berliner Stadtschloss, wo das Zimmer nicht lange seine Betrachter faszinierte. König Friedrich Wilhelm I. schenkte es 1716 Zar Peter dem Großen als Bekräftigung der preußisch-russischen Freundschaft. Im Gegenzug erhielt er 55 "Lange Kerls". 1941 verschleppten Hitlers Soldaten das Bernsteinzimmer ins Königsberger Schloss, seit Januar 1945 ist es verschwunden, weg, unauffindbar.

In ganz Deutschland, Polen, Russland, Großbritannien und anderen Ländern machten sich Suchtrupps auf die Jagd. Allein in der DDR ließ die Stasi-Sonderkommission an 130 Orten nach den Kisten mit der wertvollen Fracht fahnden. Doch nirgendwo entdeckte sie eine heiße Spur.

Noch einmal keimte Mitte der neunziger Jahre Hoffnung nach einen Ausspruch von Russlands Ex-Präsidenten Jelzin auf. Damals verkündete er bei einem Deutschland-Besuch, er wisse, wo das Bernsteinzimmer sei. Mehr Informationen gab es aber nicht. Derzeit wird nur noch im Erzgebirge an der Grenze zu Böhmen ernsthaft nach dem Kunstwerk gegraben. Im Fortuna-Stollen bei Deutschneudorf sollen SS-Truppen im April 1945 mehrere Kisten unbekannten Inhalts im kilometerlangen unterirdischen Labyrinth versteckt haben.

Ulla Klingbeil vermutet das Zimmer an einem anderen Ort: "An Bord eines U-Bootes in der Barentssee", sagt sie. Dafür vermittelt das Modell in ihrem Museum eine Vorstellung von der Pracht des Bernsteinzimmers. Sogar kleinste Details fehlen nicht. Unzählige geschliffene Bernsteinstückchen formen beispielsweise die berühmte Rosette mit dem preußischen Adler und dem Monogramm König Friedrichs I. - "FR" für Fridericus Rex.

Mit den Einnahmen aus dem Museum, das mit vielen Modellen die europäische Architekturgeschichte zeigt, wird unter anderem der Bau eines Sportplatzes für ein Heim misshandelter Kinder und Jugendlicher in Schwedt unterstützt. Auch eine Tierlandschaft aus Bronze für das Taubblindenheim in Potsdam-Babelsberg finanziert der Museumsverein.

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