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Brandenburg: IM „Sense“ sorgt für Ärger in der AWO

Mitglieder traten wegen Wahl von Ex-SPD-Mann Hans Kohlberger zurück

Im Frühjahr 2006 kam Hans Kohlberger mit seinem Rücktritt als Vorsitzender der Arbeitsgmeinschaft „60 plus“ einem Rauswurf aus der Berliner SPD nach 52 Jahren Parteizugehörigkeit wohl nur kurz zuvor. Belastendes Material deutet darauf hin, dass Kohlberger als Spitzel für die Stasi tätig war. Jetzt versucht er sich wieder in einem öffentlichen Amt.

Am 1. September wurde Kohlberger als Beisitzer in den Bezirksvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Friedrichshain-Kreuzberg gewählt. Bereits seit 1958 ist er Mitglied in der AWO.

Einzelne Mitglieder zogen aus der Ernennung Konsequenzen. So trat Rolf Schikorr als Leiter einer der vier Friedrichshain-Kreuzberger Unterabteilungen zurück. Auch der Bezirkskassierer hat sein Amt aufgegeben. Schikorr ist besonders empört, weil ihm die stellvertretende Kreisvorsitzende Erika Badinsky erklärte, die Wahl Kohlbergers sei mit dem Landesvorstand abgestimmt.

Kohlberger holte seine mutmaßliche Vergangenheit schon einmal ein. 1998 wurde ein Verfahren gegen ihn wegen des Verdachtes der nachrichtendienstlichen Tätigkeit nach einer Zahlung von 20 000 Euro eingestellt. Ohne Einblick in die erst 2003 freigegebenen Rosenholz-Dateien konnte keine eindeutige Verbindung Kohlbergers zur Staatssicherheit der DDR hergestellt werden. Nach der Freigabe der Akten änderte sich das. Die Birthler-Behörde konnte den Namen Kohlberger dem Stasi-IM „Sense“ zuordnen. Eine 2005 vom SPD-Landesverband eingesetzte Kommission kam zu dem gleichen Ergebnis. Fast 30 Jahre lang habe er Interna aus der Berliner SPD gesammelt. Kohlberger selbst bestreitet nach wie vor alle Vorwürfe.

Der heute 74-Jährige hat für die SPD wichtige Ämter übernommen. Von 1963 bis 1969 saß er im Berliner Abgeordnetenhaus, mehr als zehn Jahre lang war er Sozialstadtrat in Kreuzberg. mj

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