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Brandenburg: Immer mehr Fragen zum Überfall in Potsdam

Tat aus Fremdenhass oder möglicherweise ein eskalierter Streit unter Betrunkenen?

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Potsdam – Die beiden Männer, die verdächtigt werden, den aus Äthiopien stammenden Deutschen Ermyas M. am vergangenen Sonntag in Potsdam verprügelt und lebensgefährlich verletzt zu haben, sind in brandenburgische Haftanstalten verlegt worden. Am Freitag waren Björn L. und Thomas M. zunächst zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe geflogen worden. Björn L. ist bisher nur als Kleinkrimineller aufgefallen. Thomas M. gilt als festes Mitglied der rechten Szene Potsdams. Ermyas M. hatte in der Nacht zum vorigen Sonntag schwere Kopfverletzungen erlitten und schwebt noch immer in Lebensgefahr.

Mittlerweile wird weiter geprüft, inwieweit die Tat rechtsextremistisch motiviert war. „Wir ermitteln nach wie vor in alle Richtungen“, sagte ein Ermittler dem Tagesspiegel. Ein Punkt bei den Nachforschungen ist, ob es sich bei dem Vorfall auch um einen brutal eskalierten Streit unter Betrunkenen gehandelt haben könnte. Das Opfer soll zum Tatzeitpunkt einen Blutalkoholwert von etwa 2,0 Promille gehabt haben. Zudem werden Hinweise von den Ermittlern geprüft, wonach sich die Männer in der Tatnacht vor dem Zwischenfall an der Bushaltestelle schon in einer Diskothek gestritten haben könnten.

Der Generalbundesanwalt geht indes weiter von einem rechtsextremen Tatmotiv aus. Eine Sprecherin dementierte am Abend anders lautenden Meldungen. Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes hatte am Freitag Haftbefehl gegen die zwei Tatverdächtigen aus Potsdam und Umgebung erlassen. Die beiden 29 und 30 Jahre alten Männer werden nach wie vor dringend verdächtigt, Ermyas M. aus fremdenfeindlichen Motiven brutal zusammengeschlagen zu haben. Nach Informationen des Tagesspiegels steht im Haftbefehl, dass dumpfe Fremdenfeindlichkeit als vorrangiges Motiv anzunehmen sei.

Die Bundesanwaltschaft gründet den dringenden Tatverdacht vor allem auf eine Stimmenanalyse. Experten hatten den Mitschnitt von einer Handymailbox mit den Stimmen der Tatverdächtigen verglichen. Das Opfer hatte kurz vor dem Übergriff seine Frau angerufen. Auf der Mailbox sind deutlich die Stimmen der Täter zu hören. Bevor sie ihr späteres Opfer als „Nigger“ beschimpften und zuschlugen, ist zu vernehmen, wie Ermyas M. einen der späteren Angreifer als „Schwein“ beschimpft. Die beiden Männer hatten bei ihrer Vernehmung den Überfall bestritten. Nachdem der Haftbefehl erlassen worden war, sagte Veikko Bartel, Anwalt von Björn L.: „Der Rechtsstaat wird hier mit Füßen getreten.“ Entlastende Ermittlungen seien unterblieben. So habe eine Kehlkopferkrankung zum Tatzeitpunkt die Stimme seines Mandanten verändert.

Ein medizinisches Gutachten kommt zu dem Schluss, dass die Täter vermutlich einmal mit äußerster Härte zugeschlagen haben. Durch den Faustschlag sei der Schädel oberhalb eines Auges zertrümmert worden. Für weitere Misshandlungen gebe es keine Hinweise, heißt es. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass M. über den Fausthieb gegen den Kopf hinaus mit Schlägen und Tritten traktiert wurde. Die Sprecherin des Generalbundesanwalts betonte: „Der kritische Zustand des Opfers erlaubt zur Zeit nicht, die Verletzungen im Einzelnen sicher feststellen zu lassen.“

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