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Brandenburg: "Jagdschloss Hubertusstock": Zwei Häuser, ein Name - eine Pleite

Rein rechnerisch gibt es den Streit um das "Jagdschloss Hubertusstock" gar nicht. Es existiert nur einmal und steht seit 1849 am gleichen Ort - in der Schorfheide, wo Friedrich Wilhelm IV.

Rein rechnerisch gibt es den Streit um das "Jagdschloss Hubertusstock" gar nicht. Es existiert nur einmal und steht seit 1849 am gleichen Ort - in der Schorfheide, wo Friedrich Wilhelm IV. es aus Liebe zu seiner Gattin Elisabeth von Bayern im alpinen Landhausstil errichten ließ und es dank prominenter Besucher wie Erich Honecker, Helmut Schmidt oder Franz Josef Strauß in die Geschichte einging.

Dieser erdrückenden Berühmtheit zum Trotz benutzen auch die Eigentümer des Nachbarhauses den klangvollen Namen. Es handelt sich um das Kommunikationszentrum des "Bildungswerkes der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg e.V.", abgekürzt "bbw", keine 200 Meter neben dem Schloss.

"Diese Namensgleichheit ist für uns geschäftsschädigend", sagt Hans Eilers, Chef der Savoy-Hotelbetriebe Berlin-Brandenburg, zu denen das eigentliche Jagdschloss seit 1993 gehört. Auch ein Gericht hat bereits zu seien Gunsten entschieden. Doch in der Zwischenzeit haben bereits so viele Gäste ihr eigentliches Ziel verfehlt, dass das echte Jagdschloss den Betrieb einstellen muss: An diesem Wochenende ist zum letzten Mal geöffnet, danach gibt es nur noch geschlossene Veranstaltungen.

Die Mitarbeiter überrascht die Schließung nicht. Seit zwei Jahren schon gärt der Streit. Damals endete die Zusammenarbeit zwischen dem bbw und dem Savoy-Betrieb, die so harmonisch begonnen hatte. Das Bildungswerk zog auf dem Grundstück des eigens für die Honecker-Gespräche gebauten Pressezentrums ein mehrstöckiges Tagungsgebäude hoch. Nebenan wollte Savoy ein Hotel bauen. Die Arbeiten dafür sind jedoch über den Rohbau nicht hinausgekommen. "Wir müssen durch die neue Situation umplanen", erklärt Geschäftsführer Eilers.

Ursprünglich wollte Savoy die gesamte Gastronomie in Hubertusstock übernehmen. "Wir führten anfangs auch das Restaurant im Tagungszentrum", sagt Eilers. Dann sei es völlig in die Regie des Bildungswerkes übergegangen. Es habe sich Schritt für Schritt für die Öffentlichkeit geöffnet und dem Jagdschloss die Gäste weggenommen. "Höhepunkt war eine Anzeige zu Pfingsten, in der für ein großes Lunchbuffet auf der Gartenterrasse geworben wurde", sagt Eilers. "Damit überspannten sie den Bogen."

Das Kommunikationszentrum sieht die Sache anders. "Wir konzentrieren uns mit unserem Restaurantangebot auf unsere Tagungs- und Seminargäste", sagt Geschäftsführer Klaus-Dieter Teufel. Es sei einfach "unsinnig" von Savoy, die Konkurrenz des Tagungszentrums als Anlass für die Schließung des Restaurants im Jagdschloss zu bezeichnen. Man halte sich rechtliche Schritte dagegen vor. Ein Praxistest ergab jedoch, dass das Restaurant durchaus nicht nur Hausgäste bedient.

Der Streit trieb inzwischen auch eine seltsame Blüte. Beide Häuser stehen unter der Rubrik Hotel im Telefonbuch, aber mit unterschiedlichen Vorwahlnummern. Das bbw. Jagdschloss Hubertusstock hat sich für Joachimsthal entschieden, das eigentliche Hotelrestaurant für das näher gelegene Altenhof.

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