zum Hauptinhalt
Jörg Schönbohm sprach mit dem Tagesspiegel über seine Jahre als Berliner Innensenator und brandenburgischer Innenminister. Und über sein Leben nach dem Schlaganfall.

© dpa

Jörg Schönbohms Fazit zum 75.: Lob für Frank Henkel und Schelte für Saskia Ludwig

Der CDU-Politiker Jörg Schönbohm war zehn Jahre lang Innenminister von Brandenburg. Das einzige, was er rückblickend bedauert, ist ein Interview im Tagesspiegel.

Von Sandra Dassler

Stimmt es, dass das einzige, was Jörg Schönbohm nach immerhin 75 Lebensjahren bedauert, ein Interview mit dem Tagesspiegel ist? „So können Sie das natürlich nicht zuspitzen“, stellt der Jubilar umgehend richtig: „Ich bedauere, dass meine Äußerungen in diesem Interview völlig falsch verstanden wurden. Aber es stimmt, dass dies das einzige in meiner Zeit als brandenburgischer Innenminister war, was richtig wehtat.“

Der ehemalige Bundeswehrgeneral, der die Auflösung der Nationalen Volksarmee koordinierte, 1994 in die CDU eintrat und von 1999 bis 2009 Innenminister in Brandenburg war, meint das durchaus selbstkritisch. Wobei besagte Äußerung einem nachvollziehbaren Schock entsprungen war: In Brieskow-Finkenheerd waren im Sommer 2005 neun Babys gefunden worden – allesamt nach der Geburt von ihrer Mutter getötet.

Der evangelische Christ Schönbohm hatte daraufhin im Tagesspiegel-Interview maßgeblich das SED-Regime der DDR , die Kollektivierung der Landwirtschaft und eine dadurch „erzwungene Proletarisierung“ für Verwahrlosung und Gewaltbereitschaft im Osten verantwortlich gemacht. „Das hat viele verletzt“, sagt Schönbohm heute: „Ich habe damals von den Brandenburgern vielleicht zu viel erwartet.“ Inzwischen habe sich „von Cottbus bis Bad Freienwalde ein engagiertes Bürgertum entwickelt“, lobt er.

Zum Geburtstag haben ihn viele aufrichtige Glückwünsche erreicht. Bischof Markus Dröge lobte sein Engagement für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche – eine Aufgabe, der sich Schönbohm nach seinem Rückzug aus der Politik verschrieben hat. Im März erlitt er einen Schlaganfall, inzwischen spielt er aber wieder sein geliebtes Tennis – „jedenfalls geht der Ball schon übers Netz“.

Auch Brandenburgs CDU–Landeschefin Saskia Ludwig hatte Schönbohm in einem Beitrag für die rechtspopulistische Zeitschrift „Junge Freiheit“ gratuliert und dabei einigen Medien von der SPD-Staatskanzlei gelenkte Meinungsmanipulation vorgeworfen. „Da ist sie über das Ziel hinausgeschossen“, sagt Schönbohm, will sich aber wohlweislich nicht weiter zum derzeitigen Zustand der märkischen CDU äußern. Zum Desaster mit dem Großflughafen hingegen schon: „Das ist wirklich ein Hammer“. Für Parteifreund Frank Henkel findet Schönbohm, der selbst von 1996 bis 1998 Berliner Innensenator war und die Bezirksgebietsreform durchsetzte, lobende Worte. „Der macht das bisher richtig gut“.

Ein großer Traum des Kleinmachnowers wäre übrigens, seinen 80. Geburtstag in der Potsdamer Garnisonkirche feiern zu können.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false