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Unberührt. Im Grumsiner Forst ist die Natur sich selbst überlassen.

© dpa

Kaum Welterbe und schon bedroht: Unesco-Status für den Grumsiner Forst stellt Gemeinden vor Herausforderungen

Der Grumsiner Forst in der Uckermark ist seit Sonnabend Unesco-Weltkulturerbe. Das verwilderte Areal soll nun möglichst schnell für den Tourismus erschlossen werden - mit Rad- und Wanderwegen.

Von Matthias Matern

Angermünde - Hans-Jürgen Bewer führt am Altkünkendorfer Feuerwehrhäuschen vorbei und zeigt auf den bewaldeten Höhenzug von Weltrang. „Da ist er“, sagt der Ortsvorsteher des kleinen uckermärkischen Dorfes westlich von Angermünde stolz. In rund 200 Metern Entfernung zeichnen sich der Grumsiner Forst ab. Seit vergangenem Sonnabend steht das etwa 670 Hektar große Waldstück im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin auf einer Stufe mit Naturwundern wie den Everglades oder dem Grand Canyon. Zusammen mit vier weiteren Buchenwäldern in Deutschland wurde der Grumsiner Wald von den Vereinten Nationen zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt. Nun soll das Areal möglichst schnell für Besucher erschlossen werden.

Mit einem Radrundweg und einem Netz von ausgeschilderten Wanderwegen soll der seit rund 20 Jahren weitgehend sich selbst überlassene Buchenwald erlebbar gemacht werden. Das Gelände ist von Mooren und Sümpfen durchzogen und Rückzugsgebiet für seltene Tiere wie den Schwarzstorch, den Schreiadler oder den Kranich. Um die Kosten für Wege, Beschilderung und zusätzliche Informationszentren abdecken zu können, hat das Biosphärenreservat beim Land einen Förderantrag über 400 000 Euro gestellt. „Jetzt, wo der Weltnaturerbe-Titel da ist, bin ich optimistisch, dass die Mittel fließen“, meint Axel Steffen, Leiter Naturschutz im brandenburgischen Umweltministerium. „Wir müssen uns auf einen Besucheransturm vorbereiten.“

Profitieren sollen auch die umliegenden Ortschaften. Seit einem Dreivierteljahr sitzen die Bürgermeister und Ortsvorsteher zusammen und feilen an der künftigen touristischen Infrastruktur. „Diese Ecke des Biosphärenreservats war bisher touristisch ein weißer Fleck“, räumt der Leiter des Schutzgebiets Hartmut Kretschmer ein. „Wir brauchen Gaststätten, Imbisse – und Toilettenhäuschen.“ In Altenkünkendorf sind die Pläne bereits weit fortgeschritten. Ein altes typisch uckermärkisches Bauernhaus am Dorfanger soll zu einem Informationszentrum mit Imbiss umgebaut werden.

Tim Taeger, Geschäftsführer des Fördervereins Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, drängt zur Eile. Seiner Meinung nach kommt der Aufbau der touristische Ausstattung zu spät. „Bereits am Sonntag, einen Tag nach Bekanntgabe der Entscheidung, waren die Waldwege zugeparkt. Selbst aus Hamburg standen Autos da“, berichtet Taeger. Nichts sei vorbereitet, nichts ausgeschildert, die Besucher würden teilweise kreuz und quer durch das geschützte Gebiet laufen, dabei auch seltene Pflanzen schädigen, kritisiert der Fördervereinschef. „Mir graust vor den Sommerferien.“

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