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© dpa

Keramikdesignerin: Kein Hedwig-Bollhagen-Museum in Potsdam

In Potsdam wird es kein Hedwig-Bollhagen-Museum geben. Die Gespräche mit dem Rathaus über die Dauerausstellung zu der bedeutendsten deutschen Keramikdesignerin des 20. Jahrhunderts sind nach Informationen des Tagesspiegels gescheitert.

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Potsdam/Oranienburg – Ursprünglich sollte der Nachlass der 2001 verstorbenen Keramikerin schon seit zwei Jahren im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in der Hermann-Elflein- Straße zu sehen sein. Nach der Debatte über die Rolle Bollhagens (1907-2001) im Dritten Reich hatte sich das Vorhaben aber mehrfach verzögert.

Nun läuft alles darauf hinaus, dass der Nachlass nach Velten geht: Die Initiative dazu kam von CDU-Landeschefin Johanna Wanka, als diese noch brandenburgische Kulturministerin war. Die Verhandlungen mit dem Veltener Ofen- und Keramikmuseum, dem Landratsamt Oberhavel und dem Kreismuseum Oranienburg seien weit fortgeschritten, heißt es nur inoffiziell. In Oranienburg, in Velten und im Kulturministerium will niemand deren positiven Abschluss gefährden. Auch Steffen Skudelny von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Bollhagen-Stiftung und den Nachlass der Keramikerin treuhänderisch verwaltet, lehnte einen Kommentar ab.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zeigte sich überrascht: „Wir wissen, dass es unterschiedliche Vorstellungen gibt, doch hatten wir weitere Gespräche vereinbart“, sagte er dem Tagesspiegel. Er bedauere die Entscheidung außerordentlich. Man habe „großes Interesse“ daran gehabt, das Bollhagen-Museum einzurichten. Dass das Scheitern der Pläne mit der Rolle Bollhagens in der Nazi-Zeit zusammen hängt, glaubt Jakobs nicht: „Wir haben das Thema hervorragend aufgearbeitet. Das war nicht mehr Gegenstand von Konflikten.“ Eine Studie im Auftrag der Stadt hatte bestätigt, dass der Kauf der Marwitzer „HB-Werkstätten“ von einer jüdischen Vorbesitzerin zum Spottpreis ein Fall von „Arisierung“ und Bollhagen „Nutznießerin“ des Systems war.

Tatsächlich herrscht seit einiger Zeit Funkstille zwischen der Stiftung sowie dem Potsdamer Rathaus und der Bollhagen-Gesellschaft: Schon vor einem Jahr stritt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit der Stadt um deren Zusage, Miet- und Bewirtschaftungskosten von mehr als 50 000 Euro für zunächst zwei Jahre zu übernehmen – und um „unterschiedliche Vorstellungen von der Umsetzung des Museums in Form und Inhalt“, wie die Stiftung formulierte.

Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) lag als Liebhaber von Bollhagens Arbeit seit 1990 viel daran, sie als Ikone Brandenburgs darzustellen – mit der Verleihung des Bundesverdienstordens 1997 und nach ihrem Tod 2001 mit einer international beachteten Nachlass-Ausstellung zum 100. Geburtstag der Künstlerin 2007 unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Alexander Fröhlich / Peer Straube

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