zum Hauptinhalt

Kohleförderung: Nur drei neue Tagebaugebiete

Die Landesregierung und Vattenfall verständigen sich intern über weitere Kohleförderung. 900 Brandenburger sollen von Abbaggerung und Umsiedlung betroffen sein.

In Brandenburg werden die Weichen für neue Lausitzer Braunkohle-Tagebaue gestellt. Bislang war es ein sorgsam gehütetes Geheimnis: Der schwedische Energie-Konzern Vattenfall und die Potsdamer Landesregierung haben sich intern auf drei Tagebau-Standorte verständigt, die bis 2060/70 aufgegraben werden sollen. Wie der Tagesspiegel aus zuverlässiger Quelle erfuhr, will Vattenfall konkret die drei ergiebigen Lagerstätten „Jänschwalde-Nord“, „Bagenz-Ost“ und „Spremberg-Ost“ abbauen. Von Abbaggerung und Umsiedlung betroffen wären davon nur wenige Orte, in denen heute rund 900 Einwohner leben, hieß es.

Für weite Teile der Lausitz können Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) damit Entwarnung geben. Dort war die Unsicherheit und Ungewissheit groß, seitdem eine im Frühjahr vorzeitig publik gewordene Kohlestudie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums gleich sieben neue Tagebaustandorte aufgelistet hatte, denen bis zu 33 Ortschaften mit insgesamt 11000 Einwohnern hätten weichen müssen. Dieses „Horrorszenario“, gegen das sich breiter Widerstand formiert hat, ist dem Vernehmen nach jetzt endgültig vom Tisch.

Die Zahl von rund 900 Betroffenen sei „beherrschbar“, hieß es. Details sind zwar noch offen. Doch liegt mitten auf dem Kohlefeld Jänschwalde etwa die Gemeinde Kerkwitz (500 Einwohner), im Feld Bagenz der gleichnamige Ort (334 Einwohner), das Feld Spremberg Ost reicht unmittelbar an den Stadtrand der Lausitz-Stadt heran.

Der Vattenfall-Konzern hatte sich lange über seine Pläne für die nächsten Jahrzehnte bedeckt gehalten. Doch inzwischen hat er seinen Fahrplan signalisiert – unter anderem beim vertraulichen Treffen von Ministerpräsident Platzeck, Wirtschaftsminister Junghanns und Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) Anfang September mit Konzernchef LarsGöran Josefsson und Europachef HansJürgen Cramer. Offiziell und detailiert sollen die Pläne zur Sitzung des Braunkohleausschusses am 25. September in Cottbus bekannt gegeben werden.

Die drei Tagebaue sollen langfristig neue treibhausgasarme BraunkohleKraftwerke beliefern, die der Konzern zur Zeit entwickelt und die schrittweise die heutigen „Klimakiller“ an den Standorten Jänschwalde und Schwarze Pumpe ablösen sollen. Der Konzern ist zuversichtlich, bis 2015 die neue Technologie der Treibhausgasabscheidung und -lagerung – sie könnte weltweit exportiert werden – entwickelt zu haben. Experten gehen davon aus, dass Vattenfall dann auch nicht mehr jährlich 40 Millionen Tonnen Kohle benötigt, sondern mit rund 30 Millionen Tonnen auskommen könnte.

Derzeit hat der Energiekonzern in der Lausitz drei Tagebaue in Betrieb. Für „Cottbus-Nord“ müssen gerade die geschützten Lacomaer Teiche weichen, wogegen seit gestern erneut Umweltaktivisten von Robin Wood mit einer Baumbesetzung protestieren. Der jetzige Tagebau „Welzow-Süd“ – er bedroht das Dorf Proschim – soll erweitert werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false