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Kommentar: Der schwere Abschied von der Kohle

Tagesspiegel-Autor Claus-Dieter Steyer findet, dass Arbeitsplätze in der Kohleindustrie wichtiger sind als die Sorgen der Anwohner von CO2-Endlagern.

Auf den ersten Blick möchte man über die Brandenburger Energiepolitik angesichts der faszinierenden Meldungen aus der Sahara den Stab brechen. Da bauen deutsche Konzerne in der Wüste eine riesige Solaranlage, um ab 2020 rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs durch umweltfreundliche Lieferungen aus Nordafrika zu decken. Brandenburgs Spitzenpolitiker dagegen setzen weiter auf die Verfeuerung der einheimischen Braunkohle in Kraftwerken.

Um das Klima nicht weiter zu belasten, soll das schädliche Kohlendioxid teilweise für immer in den märkischen Boden gepresst werden. Und das, obwohl in keinem anderen Bundesland so viele Solaranlagen produziert werden wie in Brandenburg - weil die Nachfrage nach dieser Technik stark wächst. Man könnte also meinen, das für die Kohle und die unsichere Gas-Einleitung ausgegebene Geld wäre besser in Solartechnik angelegt.

Aber leider hängt das Wohl und Wehe Brandenburgs nach wie vor wesentlich von der Kohle ab. 10.000 Jobs in den Tagebauen und Kraftwerken der Lausitz sind nicht von heute auf morgen zu ersetzen. Von den Zahlungen des Energiekonzerns hängen so mancher kommunaler Haushalt oder die Existenz von Sport- und Kulturvereinen ab. Nicht zuletzt deshalb stößt die Kohle-Industrie in Südbrandenburg auf so viel Akzeptanz. Das Schicksal des längst abgebaggerten Dorfes Horno interessierte nur wenig in der Umgebung. Die Menschenketten setzten sich lieber für neue Tagebaue ein.

Nun aber geraten das weiter entfernt gelegene Oderbruch und die Stadt Beeskow in den Sog der Kohlepolitik, weil sich der Untergrund hier für ein Kohlendioxid-Endlager eignen soll. Ängste und Risiken versetzen eine immer größere Zahl von Menschen in Unruhe. Doch eine Alternative gibt es in Brandenburg nicht, zumindest nicht in den nächsten Jahren. Ohne Kohle geht es nicht.

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