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Kommentar: Scharfe Bodenkontrolle

Ein Regionalflughafen kann dem BBI Konkurrenz machen? Schwer zu glauben, meint Thorsten Metzner.

So kann man danebenliegen. Es ist nicht lange her, da machte Berlins Oppositionsführer Friedbert Pflüger (CDU) im Rahmen der Kampagne gegen das Aus für Tempelhof kräftig Stimmung gegen Brandenburg. Während der City-Airport geschlossen würde, so wetterte Pflüger, baue man im Umland die Regionalflughäfen aus. Doch inzwischen ist es amtlich, dass die Realität anders aussieht als Pflügers Zerrbild: Im Land Brandenburg soll es nämlich auch künftig neben Schönefeld nur die bisherigen Feld- und Wiesenflugplätze, aber keinen einzigen Regionalflughafen geben. So steht es in der neuen Luftverkehrskonzeption der Potsdamer Regierung, die in Abstimmung mit Berlin vor allem auf die Stärkung des künftigen Großflughafens BBI in Schönefeld ausgerichtet ist.

Das klingt zunächst folgerichtig. Aber braucht die Hauptstadtregion neben Schönefeld wirklich keinen Regional-Airport? Man kann ja verstehen, dass das Schönefelder Milliardenprojekt nicht juristisch angreifbar gemacht oder durch neue Konkurrenz betriebswirtschaftlich geschwächt werden soll. Dafür legt die Politik den Billig-Airlines alle erdenklichen Steine in den Weg, damit diese anders als bei London, Mailand oder Paris hierzulande nur in Schönefeld starten und landen können, aber eben nicht in Finow oder Neuhardenberg.

Es ist auch nachvollziehbar, dass die Landesregierung an die leidvollen Erfahrungen mit teurer bezahlten Seifenblasenprojekten wie Chipfabrik oder Cargolifter denkt – und regionale Airports in einem dünn besiedelten Flächenland, wo es mit zunehmender Entfernung von Berlin immer weniger Einwohner und Unternehmen gibt, können schnell zu Millionengräbern für Kommunal- und Landeskassen werden. Zur Wahrheit gehört auch, dass sich solche Pläne etwa in Cottbus-Drewitz oder Brandenburg-Briest in den letzten Jahren immer wieder zerschlagen haben – mangels privater Investoren, mangels ausreichenden Flugaufkommens. Kein Wunder, dass auf dem früheren NVA-Flugplatz in Brandenburg-Briest jetzt ein Solarkraftwerk entstehen soll, womit man eher Geld verdienen kann.

Aber überhaupt kein Regionalflughafen in Brandenburg? Auch in der Flughafenpolitik gilt, dass Angst und Prinzipienreiterei schlechte Ratgeber sind – wenn man es übertreibt. Ein Regionalflughafen Finow mit Nachtflugerlaubnis wäre keine Ergänzung zum BBI, sondern eine Konkurrenz für ihn? Schwer zu glauben. Ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen auf die schwierige innerbrandenburgische Psychologie, wo sich entferntere Gegenden des Landes schnell abgehängt fühlen. Ein Potsdamer Veto dieser Art kann schnell als Absage an Entwicklungschancen ganzer Regionen verstanden werden. Die Landesregierung sollte spätestens nach der Eröffnung des BBI ihr Flughafenkonzept noch einmal überdenken.

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