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Krampnitz-Affäre: Unter Stasi-Verdacht

Potsdam - In der Brandenburger Krampnitz-Affäre gibt es nun auch noch Stasi–Enthüllungen, mit denen sich der Untersuchungsausschuss im Landtag beschäftigen wird.

Das RBB-Fernsehen hat am Montagabend in seinem Magazin "Brandenburg aktuell" den Vorwurf erhoben, dass die landeseigene Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) von der früheren SPD-CDU-Regierung unter Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) 2006 an eine alte Stasi-Seilschaft privatisiert worden ist. Die private BBG, die als Treuhänderin des Landes gegen ein jährliches Millionenhonorar frühere Militärflächen verwertet, hatte 2007 das Krampnitzer Kasernengeländes im Norden Potsdams verkauft. Bei beiden Geschäften, für die der wegen einer Unterhaltsaffäre zurückgetretene Innenminister und frühere Finanzminister Rainer Speer (SPD) verantwortlich war, ist dem Land nach Tagesspiegel-Recherchen ein Schaden entstanden.

Nun kommt hinzu, dass nach RBB–Recherchen, die sich auf bislang unbekannte Unterlagen der Birthler-Behörde stützen, zwei Beteiligte beider Millionen-Geschäfte bis zum Ende der DDR mutmaßlich für die Stasi tätig gewesen sein sollen. Zum einen geht es um den BBG-Käufer und Geschäftsführer Frank Marzcinek, der laut RBB als NVA-Offizier inoffizieller Mitarbeiter "Frank Wulff" gewesen sein soll. Marczinek, nach der Wende Staatssekretär unter Verteidigungsminister Rainer Eppelmann (CDU), lehnte dazu gegenüber dem RBB eine Stellungnahme ab. Er hatte 2006 die profitable BBG für 630 000 Euro vom Land gekauft. Weitere 3,2 Millionen durfte er aus den gefüllten BBG-Konten für den Kauf entnehmen. Marczinek, CDU-Mitglied, ist im Vorstand des Fußballvereins Babelsberg 03, wo Speer Präsident ist.

Der zweite Fall betrifft Harald Holland-Nell, vor der Privatisierung der BBG Justitiar der Firma, danach neben Marczinek bis 2009 BBG-Geschäftsführer, der seit 1987 laut RBB als IM "Fabian" für die Stasi spitzelte, bis zur Wende Richter in Ost-Berlin war. Holland-Nell, der die Stasi-Tätigkeit einräumt, hatte für die BBG die Verträge zum Verkauf der 112-Hektar großen Krampnitz-Kaserne verantwortet. Ein Rechnungshof-Bericht hatte dem Finanzministerium und der BBG jüngst schwere Versäumnisse attestiert. (mit Peter Tiede, Alexander Fröhlich)

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