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Brandenburg: Kriminalstatistik 2000: Drogenkriminalität auf Westniveau

Im Jahr 2000 gab es in Brandenburg deutlich mehr Rauschgiftdelikte als im Jahr zuvor. Wie aus der jüngsten Kriminalstatistik hervorgeht, nahmen sie um über 20 Prozent auf 5865 Straftaten zu.

Im Jahr 2000 gab es in Brandenburg deutlich mehr Rauschgiftdelikte als im Jahr zuvor. Wie aus der jüngsten Kriminalstatistik hervorgeht, nahmen sie um über 20 Prozent auf 5865 Straftaten zu. Ihr Anteil an der gesamten Kriminalität stieg auf 2,3 Prozent und erreichte damit nach Angaben von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) "das Niveau der alten Bundesländer". Die Gewerkschaft der Polizei forderte deshalb, spezielle Rauschgiftkommissariate zu bilden und die Therapiemöglichkeiten im Land zu verbessern. Besonders hoch ist die Rauschgiftkriminalität in Frankfurt (Oder). Schönbohm führte dies auf die Lage der Stadt an der Ostgrenze der Bundesrepublik zurück.

Die Zahl der Straftaten insgesamt stieg 2000 gegenüber dem Vorjahr um 4412 oder 1,8 Prozent auf 256 202 leicht an. Mit einer Kriminalitätsbelastung von fast 10 000 Straftaten je 100 000 Einwohner hält Brandenburg damit unter den Flächenländern einen Spitzenplatz. Zum Vergleich: Baden-Württemberg hatte 1999 mit 5445 Straftaten je 100 000 Einwohner die geringste Häufigkeit zu verzeichnen, auch Thüringen lag mit 6542 Straftaten weit hinter Brandenburg. Schönbohm führte die hohe Kriminalitätsbelastung auf die Nähe Berlins zurück. Die Bundeshauptstadt halte mit 16 846 Straftaten je 100.000 Einwohner (1999) den Spitzenplatz unter allen Bundesländern, gefolgt von den Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Die hohe Kriminalität in den Großstädten strahle immer ins Umland aus, betonte Schönbohm. Wie viele Berliner unter den Tatverdächtigen sind, geht aus der Statistik nicht hervor. Es heißt lediglich, dass 12,2 Prozent aus "übrigen Bundesländern" kommen.

Ausschlaggebend für die Zunahme der Kriminalität war der Statistik zufolge neben der sprunghaften Zunahme der Rauschgiftdelikte vor allem der starke Anstieg der so genannten Vermögens- und Fälschungsdelikte um 3669 auf 28 616 Straftaten: Die Fälle von Warenkreditbetrug nahmen um 24,5 Prozent, die von Tankbetrug um 23,2 Prozent zu. Problematisch ist nach wie vor der hohe Anteil von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden an den Tatverdächtigen. Mehr als zwei Drittel von ihnen sind nach Angaben von Schönbohm jünger als 21 Jahre. Sie täten sich insbesondere durch Diebstähle, Sachbeschädigungen, Rauschgiftdelikte oder Gewalttaten "unrühmlich hervor". "Besonders erschreckend", so Schönbohm, sei der Anteil der unter 21-Jährigen an der Gewaltkriminalität: Über die Hälfte dieser Straftaten würden von Jugendlichen begangen.

Die Gewerkschaft der Polizei bezeichnete den Anstieg der Fälle als "Besorgnis erregend", bei denen mit einer Schusswaffe gedroht beziehungsweise geschossen wurde (um 190 auf 937 Fälle). Die Polizisten müssten schnellstmöglich mit tragfähigen Schutzwesten ausgestattet werden, außerdem sei die Sicherung bei Verkehrskontrollen zu verstärken. Nach Angaben von Innenminister Schönbohm werden noch in diesem Jahr vier Millionen Mark zusätzlich für moderne Schutzwesten bereitgestellt. Die vorhandenen Bleiwesten sind so schwer, dass sie von den Polizisten nicht getragen werden können.

Alarmierend ist auch der Anstieg rechtsextremistischer, fremdenfeindlicher und antisemitischer Staftaten um 26,7 Prozent auf 365 im vergangenen Jahr. Hingegen hat sich die Zahl linksextremistischer Staftaten mit 47 gegenüber dem Vorjahr (46) kaum verändert. Als erfreulich wertete Schönbohm, dass sich die Aufklärungsquote bei den Straftaten insgesamt auf 54,5 Prozent erhöht habe.

Michael Mara

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