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Landgut Borsig

© ddp

Landgut Borsig: Familiensache

Michael Stober kaufte vor Jahren das Landgut Borsig und sanierte es. Jetzt muss er es wohl umbenennen, weil ein Nachfahre ihm den Namen streitig macht.

Groß Behnitz - Michael Stober versteht die Welt nicht mehr. Er wahrt das Andenken der ehemaligen Großindustriellenfamilie Borsig: Das Landgut in Groß Behnitz bei Nauen habe er in den vergangenen sechs Jahren vor dem Verfall gerettet und wieder aufbauen lassen. Und jetzt komme ein Nachfahre daher und mache ihm den Namen „Gut Borsig“ streitig.

Vor dem Landgericht Berlin war der in München lebende 71-jährige Manfred von Borsig erfolgreich. Er hat in erster Instanz durchgesetzt, dass der Immobilienexperte Michael Stober, der das Anwesen als Liebhaberstück und sein Lebenswerk betrachtet, nicht mehr den Namen Borsig verwenden darf. Weder als Bezeichnung für das Gut noch für Produkte. Auch die Firma „Landgut Borsig Kontor GmbH & Co. Betriebs KG“ sowie der Förderverein müssten sich umbenennen. Die Internetseite www.landgut-borsig.de soll der Unternehmer löschen. Eine Viertel Million Euro müsse Stober zahlen, so entschied der Richter, wenn er sich nicht an das Urteil halte. Gegen dieses Urteil hat Stober Widerspruch eingelegt und hofft nun, dass er in zweiter Instanz recht bekommt.

Für Michael Stober liegt der Fall klar auf der Hand: Manfred von Borsig will Geld. „Doch wir pflegen hier die Familienbegräbnisstätte derer von Borsig“, sagt Stober. Außerdem habe er ein Museum eingerichtet, in dem über das Leben und Schaffen der Großindustriellen in der Region berichtet wird. „Wenn sie so wollen, habe ich schon zwei Millionen Euro überwiesen“, sagt Stober, der damit auf die Investitionen in die jahrzehntelang brachliegende Immobilie anspielt.

Im Jahr 2001 hat Stober das rund 12 000 Quadratmeter große Areal in Groß Behnitz, das früher ein Rittergut war und wo die Borsigs von 1866 bis 1945 einen Agrarbetrieb hatten, ersteigert. Neben dem „Borsigmuseum“ mit Archiv entstand unter Stobers Regie in den ehemaligen Ställen ein Festsaal, der 400 Besucher fassen kann. Zu Beginn der kommenden Saison soll ein Hofladen mit Bioprodukten aus der Region öffnen. Im Sommer will Stober das Logierhaus mit 25 Doppelzimmern hergerichtet haben.

Manfred von Borsig bestreitet vehement, jemals Geld für die Verwendung seines Namens verlangt zu haben. Im Gegenteil: Ende der 90er, „bevor Herr Stober dort anfing“, habe er 100 000 Euro für die Restaurierung des Mausoleums an die Denkmalstiftung überwiesen. „Daran sieht man wohl, dass es mir nicht ums Geld geht“, erklärt der 71-Jährige. Von Borsig stört vielmehr, „dass in Groß Behnitz mit meinem Namen gearbeitet wird, Tatsachen aus der Geschichte aber nicht stimmen“. Stober behaupte zum Beispiel, dass Ernst von Borsig jr., der Vater von Manfred, der 1945 in sowjetischer Gefangenschaft starb, „zwischen den Nazis und dem Widerstand hin und her laviert“ habe. „Als das Land noch im Besitz unserer Familie war, hieß es auch nicht Landgut Borsig“, sagt der 71-Jährige. Außerdem sei das Anwesen größer gewesen. „Herr Stober hat weder ein Landgut, noch hat er Borsig“, meint der Senior. „Wir haben jahrelang versucht, mit Herrn Stober zusammenzuarbeiten“, sagt von Borsig, der bezweifelt, dass sich das Landgut langfristig rechnet.

Für die nächste Verhandlung vor dem Kammergericht fühlt sich Stober gewappnet. „Die Namensrechte“, so habe er von seinem Anwalt erfahren, „liegen bei der Firma Borsig GmbH in Berlin-Tegel, einem Nachfolgeunternehmen des Lokomotivbauers.“ Mit den Geschäftsführern habe er schon gesprochen, die hätten nichts dagegen, wenn es in Brandenburg ein Landgut mit dem Namen gebe. Einige Monate kann es Stober zufolge jetzt dauern, bis das Kammergericht in Berlin die Streitpartner wieder vorlädt. Solange dürfe er den alten Namen weiterverwenden. Doch sollte Manfred von Borsig dann erneut gewinnen, müsse er „wohl oder übel“ das Landgut umbenennen.

Andreas Wilhelm

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