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Brandenburg: Lehrer-Abwanderung: Flucht nach Berlin

Die Abwanderung von Brandenburger Lehrern nach Berlin hält unvermindert an. Nachdem seit Schuljahresbeginn bereits rund 300 Lehrer nach Berlin gegangen waren, hätten weitere 50 kurz vor oder nach den Winterferien märkische Schulen verlassen, hieß es am Freitag im Bildungsministerium in Potsdam.

Die Abwanderung von Brandenburger Lehrern nach Berlin hält unvermindert an. Nachdem seit Schuljahresbeginn bereits rund 300 Lehrer nach Berlin gegangen waren, hätten weitere 50 kurz vor oder nach den Winterferien märkische Schulen verlassen, hieß es am Freitag im Bildungsministerium in Potsdam.

Das Mitte Januar mit Berlin unterzeichnete Abkommen gegen die Lehrerabwerbung sei seit dem 19. Februar in Kraft, sagte Ministeriumssprecher Martin Gorholt. Dennoch seien nach den Ferien erneut Lehrer nicht mehr in ihrer Schule erschienen. Mindestens vier Fälle seien dem Ministerium bekannt.

Das Abkommen, wonach im laufenden Schuljahr keine Lehrkräfte mehr aus dem Nachbarland eingestellt werden dürfen, habe sich noch nicht bemerkbar machen können, sagte Gorholt. Allein die Kreise Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming und Barnim haben in diesem Schuljahr zusammen schon 81 Lehrkräfte verloren. Die Wiederbesetzung bereite erhebliche Probleme, ergab eine Umfrage in diesen Kreisen. Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt.

Im Kreis Potsdam-Mittelmark sind seit Anfang Februar zwölf Kündigungen eingegangen. Die Lehrkräfte wollten jeweils zum 1. März, April oder Mai gehen, sagte Kreisschulrätin Heidrun Schröder. Trotz der knappen Zeit sei es aber gelungen, von den zwölf vakanten Stellen bisher acht wieder zu besetzen. Leider gelinge es nur selten, Ersatzlehrer mit denselben Fächerkombinationen zu finden. Auch in Teltow-Fläming ist die Situation schwierig. Laut Kreisschulrat Ulrich Viets haben seit August vergangenen Jahres 25 Lehrer den Kreis verlassen. Wie in anderen Regionen des Speckgürtels sind es auch hier meist Lehrer, die bereits in Berlin leben.

Der Barnim hat ebenfalls unter der Abwanderungswelle zu leiden. Seit Beginn des Schuljahres sind in dem Kreis östlich von Berlin 29 Lehrer abgewandert. Hier sind die durch die Fortgänge entstandenen Lücken besonders groß. 14 Stellen blieben bislang unbesetzt. So hat zum Beispiel ein Gymnasium keinen Musiklehrer mehr.

Schon bei Abschluss der Vereinbarung hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gewarnt, die Situation werde sich kaum ändern. Grund ist vor allem das Einkommensgefälle. Brandenburg zahlt derzeit 88,5 Prozent der Westtarife, Berlin 100 Prozent. Zudem sucht Berlin Hände ringend Lehrer - in Vollzeit. Nach Angaben aus Berlin müssten in den kommenden zehn Jahren rund 1000 Lehrkräfte jährlich eingestellt werden. Die jetzt schon angespannte Situation in Brandenburg werde sich dramatisch verschärfen, warnte die GEW.

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