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Leichensuche: Fall Schildow: Wer stoppt die Polizei?

Irgendwann werden sicher auch mal Leichenteile auftauchen: Bernd Matthies kommentiert den Sinn und Unsinn der Leichengrabung im brandenburgischen Schildow.

Heute geht es weiter. Das Loch zu Schildow ist bereits ungefähr zehn Meter lang, fünf Meter breit und fünf Meter tief, doch das hat nicht gereicht, um die Leiche von Ahmet, dem Bären, zu finden, jenem türkischen Türsteher, der dort vor zwölf Jahren verscharrt worden sein soll. Verschwunden sind bisher: der größte Teil des Gartens, eine Hecke, ein Pavillon samt Grillofen, eine mächtige Kiefer. Auch eine Veranda wurde weggehauen, weil sie den Arbeiten im Weg stand.

Das Haus selbst ist noch da. Aber wenn die Grabungen in dieser Art fortgesetzt werden, wird es wohl in näherer Zukunft ebenfalls komplett auf dem Laster landen, damit die Ermittler nachschauen können, ob die sprichwörtliche Leiche hier womöglich nicht im Keller, sondern unter ihm zu suchen ist.

Schildow kann nichts dafür, dass sein Name überdeutlich an Schilda erinnert, jenen märchenhaften Ort, dessen Einwohner Licht in ihr fensterloses Rathaus tragen wollten. Und es sind ja auch Berliner Polizisten, die da bei der Leichensuche in ihrer Hilflosigkeit so schildbürgerhaft wirken. Offenbar hat man es nicht geschafft, nach dem Fehlschlag der ersten, vergleichsweise bescheidenen Grabung dicht am Haus irgendeine Grenze zu setzen, einen Punkt zu definieren, an dem das Verhältnis von Ermittlungsfreude und Flurschaden so schief gerät, dass es zum Abbruch der Wühlerei keine Alternative mehr gibt. Ob nicht irgendein Ermittlungsrichter mal versuchen sollte, diese Grenze zu definieren?

Bislang jedenfalls scheinen realistische Abwägungen keine Rolle mehr zu spielen. Solange der Informant nicht widerruft, wird weiter gewühlt, tiefer, breiter, irgendwann werden sicher auch mal Leichenteile auftauchen, schlimmstenfalls, wenn auf der anderen Seite ein neuseeländischer Friedhof erreicht ist. Der jetzt eingesetzte Bagger wird dafür nicht ausreichen, aber sicher kann das Land im Lausitzer Tagebau noch schweres Gerät auftreiben. Hinterher könnte man alles fluten – dann hätte Schildow wenigstens einen attraktiven neuen See gewonnen. Und absolut frei von Leichen wäre er auch.

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