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Volker und Kerstin Strauch

© Lars Hartfelder

Luckau: Spreewald statt Berlin: Ein Pfarrerspaar zieht ostwärts

Eine Berufung und nicht nur ein Beruf, so sehen Kerstin und Volker Strauch ihre neue Aufgabe. Das Paar freut sich über die herzliche Aufnahme in Luckau.

Die jungen Pfarrer Kerstin (32) und Volker Strauch (31) gehen einen ungewöhnlichen Weg. Das Ehepaar ist aus dem Rheinland statt nach Berlin in die märkische Provinz gezogen. In ihrer Wohnung in Luckau (Landkreis Dahme-Spreewald) stapeln sich noch die Umzugskisten. Viel Freizeit gibt es nicht. Die Familie wird sich auch während der Weihnachtsfeiertage nur wenig sehen. Volker Strauch hält an zwei Tagen sechs Gottesdienste in sechs verschiedenen Dörfern. Sieben Jahre hatte es in seiner neuen Gemeinde keinen Pfarrer gegeben. Kerstin Strauch übernahm die Stelle in Luckau, die zwei Jahre lang nicht besetzt war.

Seit dem 1. November sind die beiden in den Gemeinden am Rande des Spreewaldes tätig. Offiziell befinden sie sich noch im Entsendungsdienst, einer Art Probezeit. „Wir wurden mit offenen Armen empfangen“, erzählt Kerstin Strauch. Auch wenn einige anfangs skeptisch gewesen seien, erklärt sie: „Eine Frau, und dann noch aus dem Westen, selbstverständlich ist das nicht.“

Die Christen seien aber froh, wieder einen Ansprechpartner zu haben. Besonders deren starkes ehrenamtliches Engagement habe sie beeindruckt. „Die Menschen hier übernehmen Verantwortung und organisieren ihre Gruppen selbst.“ Trotz der unbesetzten Pfarrstellen hätten alle Kreise der Kirchengemeinde weitergearbeitet. „Auf den Dörfern ist das genauso“, ergänzt Volker Strauch.

Neun evangelische Pfarrstellen sind derzeit in Brandenburg nicht besetzt. Darunter auch die Gemeinden in Frankfurt (Oder) und Strausberg-Buckow (Märkisch-Oderland). „Es ist schwierig, Interessenten für den ländlichen Raum zu finden“, sagt Heike Krohn von der Evangelischen Landeskirche. In Berlin und Potsdam gebe es dagegen keine Probleme, offene Pfarrstellen zu besetzen. Vor allem Hochschul-Absolventen würden einen Dienst in der Hauptstadt-Region bevorzugen. Kerstin und Volker Strauch haben einen anderen Weg gewählt, jedoch nicht ganz freiwillig.

Im Rheinland sei die Stellensituation sehr angespannt, erzählt Volker Strauch. In den kommenden 20 Jahren würden dort die Pfarrstellen halbiert. „Für Nachwuchstheologen gibt es keinen Bedarf.“ Die Landeskirche zu wechseln, sei in Deutschland jedoch sehr schwierig. In der Regel würden Pfarrstellen ausschließlich mit Absolventen aus dem eigenen Heimatkreis besetzt. „Wir hatten uns deutschlandweit beworben und wurden nur von der Landeskirche Berlin-Brandenburg zu Gesprächen eingeladen“, sagt der 31-Jährige. Das Aufnahmeverfahren im Mai/Juni haben sie erfolgreich bewältigt. Im September stand dann fest: Es geht ins brandenburgische Luckau. „Für uns ist die Arbeit als Pfarrer eine Berufung, der Einsatzort spielt da keine Rolle“, begründet Kerstin Strauch die Flexibilität der beiden.

Im katholischen Erzbistum Berlin, das auch Brandenburg mit einschließt, gibt es nach Auskunft von Sprecher Stefan Förner derzeit keine unbesetzten Pfarrstellen. Ein Grund dafür sei jedoch die Verringerung der Gemeinden in den vergangenen Jahren von 208 auf 108. „Wir schauen verhalten optimistisch in die Zukunft“, sagt Förner. Tendenziell sei die Besetzung der Pfarreien im ländlichen Raum wesentlich schwieriger als beispielsweise in den Berliner Stadtteilen Kreuzberg oder Prenzlauer Berg.

Kerstin und Volker Strauch ist das Einleben in der Kleinstadt Luckau leicht gefallen. „Wir fühlen uns wohl hier, auch wenn es kein Kino gibt.“ Die Pfarrwohnung befindet sich direkt neben der St. Nikolaikirche, im Erdgeschoss geht Sohn Jonathan (4) in den Kindergarten. Vor allem von der positiven Einstellung der Luckauer seien sie besonders überrascht gewesen. „Die Menschen schauen nach vorn und packen die Dinge selbst an“, sagt Kerstin Strauch.

Lars Hartfelder

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