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Brandenburg: Mädchen erschoss sich beim Spiel mit dem Gewehr

Die Sechsjährige verblutete im Wohnzimmer. Ihr Vater hatte die Waffe offenbar unsachgemäß aufbewahrt

Linow - Ein sechsjähriges Mädchen aus Linow bei Rheinsberg hat sich am Dienstag offenbar beim Spielen mit dem Jagdgewehr ihres Vaters erschossen. Die Kugel traf eine Arterie in der linken Schulter des Mädchens, und es verblutete in kürzester Zeit.

Es war gegen 16 Uhr, als der Großvater der sechsjährigen Nancy einen Knall aus dem Wohnzimmer im ersten Stock hörte. Er und Nancys 14-jährige Schwester, die gerade Hausaufgaben gemacht hatte, rannten nach oben, wo sie das Mädchen blutend auf dem Boden liegend fanden – neben sich das Gewehr. Die Notärztin, die wenig später per Rettungshubschrauber eintraf, konnte nur noch den Tod des Kindes feststellen.

Die Familie lebt in einem Doppelhaus mit Einliegerwohnung am Ortsrand von Linow. Wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte, seien die Eltern zum Unglückszeitpunkt nicht daheim gewesen. Nachbarn zufolge waren sie im nahen Rheinsberg einkaufen. Nach dem Unglück rief die Schwester die Eltern sofort an. Die Familie wurde zunächst von einem Polizeiseelsorger und anschließend vom örtlichen Pfarrer betreut.

Nach den ersten Ermittlungen gehört das Jagdgewehr Nancys Vater. „Er ist legaler Besitzer der Waffe“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Jürgen Schiermeyer. Doch offenbar hat er das Gewehr fahrlässig aufbewahrt – was strafrechtliche Konsequenzen zur Folge haben kann. Nach den Richtlinien muss eine Langwaffe in einem speziellen Stahlschrank aufbewahrt werden, der besonders widerstandsfähig gegen Feuer und mit einem Schloss von besonderer Stärke gesichert sein muss. „Zudem darf das Gewehr nur ungeladen im Schrank stehen. Die Munition muss getrennt von der Waffe gelagert werden“, hieß es bei der Polizei. „Es befindet sich ein Waffenschrank im Haus – aber nicht im Wohnzimmer“, sagte Schiermeyer.

Unklar ist aber, ob das Gewehr einfach offen herumlag oder die Sechsjährige es sich aus dem unverschlossenen Schrank genommen hat.

Nancys Vater arbeitet nach Berichten von Nachbarn für eine Wachschutzfirma im stillgelegten Atomkraftwerk Rheinsberg. Dabei soll er auch eine Waffe getragen haben. Er wird als „leidenschaftlicher Jäger“ beschrieben. In der letzter Zeit fanden rund um Linow mehrere Treibjagden statt, an denen sich der Vater beteiligte.

„Vielleicht hat ihn die Tochter beobachtet, wie er sich für die Jagd fertig gemacht und anschließend zufrieden zurückgekehrt ist“, mutmaßte ein Gast im Linower Dorfkrug. „Er war ein sehr guter Jäger. Das könnte die Neugier der Tochter ausgelöst haben.“

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