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Brandenburg: Meisterköche gesucht

Die gehobene Gastronomie ist vom Potsdamer Aufschwung noch kaum erfasst worden

Potsdam - Potsdam entwickelt sich langsam zu einer Art Berlin für Besserverdiener – alle sind schon da oder wollen möglichst bald hin. Dieser Aufschwung hat in den letzten Jahren viele Spuren hinterlassen, wirtschaftlich, architektonisch, kulturell. Nur die gehobene Gastronomie stagniert. Es hängt sicher vor allem an der Nachfrage, die einer Landeshauptstadt kaum würdig ist – aber das nahe Berlin lockt eben doch, zumal, wenn es um den Besuch eines guten Restaurants geht.

Dennoch bleibt Gottfried Specker in Potsdam. Nach langen Jahren in der ungünstig gelegenen Ratswaage am Neuen Markt hat er Ende vergangenen Jahres zusammen mit seiner Tochter Tina und deren Lebensgefährten Steffen Johst einen Schritt nach vorn gewagt: Im ehemaligen „Garde-Ulanen“ in der Jägerallee 13 steckt jetzt „Speckers Landhaus“. Im denkmalgeschützten Fachwerkbau soll es legerer zugehen als früher in der Ratswaage – am sonstigen Konzept hat sich aber wenig geändert. Das Sagen in der Küche hat Steffen Johst, der sich gut darauf versteht, regionale und vielfältige mediterrane Einflüsse zu einem persönlichen Kochstil zu verschmelzen. „Ich war schon fast wieder in Berlin zurück“, sagt Specker, der ursprünglich aus Berlin nach Potsdam gekommen war. Den Ausschlag gab dann die Tatsache, dass ein vergleichbares Objekt in Berlin viel teurer gewesen wäre.

Damit ist freilich nur ein gutes Potsdamer Restaurant durch ein neues ersetzt worden, was in der Summe kein Plus erbringt. Und im Spätsommer hat zudem Dirk Güttes seinen Abschied genommen, der Küchenchef des „Juliette“: Er verließ seinen Arbeitsplatz abrupt in Richtung Berlin. Durch diesen Schritt ist jedenfalls die kulinarische Führungsrolle in der brandenburgischen Hauptstadt klar vergeben: An Alexander Dressel, der im Bayrischen Haus draußen am Wildpark der einzige ist, der den ganz großen gastronomischen Faltenwurf riskiert, moderne Luxusküche, die verdient mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist.

Damit sind die drei wichtigsten Restaurants der Stadt genannt. Nicht, dass es nicht noch mehr gäbe: Da ist die immer wieder totgesagte „Villa Kellermann“, die nun doch bis Ende 2008 am alten Ort erhalten bleiben soll; hier war allerdings der Dauerkrieg mit dem früheren Hausbesitzer immer interessanter als die brave italienische Küche. Und im weltberühmten Schloss Cecilienhof sieht man offenbar keinen Sinn darin, das einst so angestrengt hochgefahrene kulinarische Niveau des Hauses zu bewahren, und so ist das Restaurant zu Recht aus den meisten Restaurantführern verschwunden.

Dann ist da noch der bemühte „Starstecher“, und bescheidene Hoffnungen ruhen jetzt auf einem Neuanfang: „Pino“ in der Weinbergstraße, einst der beste Italiener in Potsdam, ist wieder da, geführt vom ehemaligen Küchenchef und dem ehemaligen Oberkellner. Solide italienische Küche, nicht direkt kreativ, aber auch nicht so einfallslos wie im neuen, enttäuschenden „Il Teatro“ in der Zichorienmühle – das ist schon ein Fortschritt für Potsdam. Bernd Matthies

Speckers Landhaus, Jägerallee 13, Tel. (0331) 280 4311

Friedrich Wilhelm im Bayrischen Haus, Am Wildpark 1, Tel. (0331) 5505-0

Juliette, Jägerstr. 39, Tel. (0331) 270 1791

Pino, Weinbergstr. 7, Tel. (0331) 2703 030

Villa Kellermann, Mangerstr.34/36, Tel. (0331) 291 572

Starstecher, Leiblstr.12, Tel (0331) 5813747

Il Teatro, Schiffbauergasse 12, Tel. (0331) 2009 7291

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