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Brandenburg: Michael Franke: Mitch auf dem Weg nach Amerika

Zuerst muss ein gängiger Name her. Michael Franke klingt viel zu bieder.

Zuerst muss ein gängiger Name her. Michael Franke klingt viel zu bieder. Also wird aus Michael kurzerhand Mitch, und schon kann die große Karriere des 19-jährigen Schülers aus der östlich Berlins gelegenen Kleinstadt Strausberg beginnen. Ausgerechnet im Baseball, also der amerikanischsten aller Sportarten, will er zu den ganz Großen aufsteigen. Mitch Franke fliegt in dieser Woche nach Milwaukee, um dort zunächst im Nachwuchsteam der Brewers den Ball zu schlagen. Als erster Deutscher nach 43 Jahren erhielt er einen Profi-Vertrag in den USA.

Die Nachricht vom großen Glück des Talent hat in Strausberg sowohl ungläubiges Staunen als auch erstaunlich viele Anfragen beim örtlichen Bundesliga-Verein ausgelöst. Die Sun Warriors spielen zwar schon seit sechs Jahren mit mehreren Männer- und Frauen-Mannschaften in diversen deutschen Ligen, aber das Interesse hielt sich trotz aller Erfolge in Grenzen. Doch plötzlich gehört Baseball dank des Amerika-Trips eines Einheimischen zu den Gesprächsthemen. In der von Zukunftsperspektiven nicht gerade verwöhnten Region ist das verwunderlich.

Doch der 1,85 Meter große und 85 Kilogramm schwere Michael Franke antwortet auf die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis wie wohl jeder Profi: "Eisernes Training, Leidenschaft, Ehrgeiz und Glück zur rechten Zeit." Dabei blickt er auf seinen Vater Andreas Franke, der den Strausberger Verein als Präsident führt. Dieser habe ihn stets gefordert und gefördert.

An zweiter Stelle nennt der angehende Abiturient George Bull, der erst nach der Wende Baseball nach Strausberg gebracht hatte. Der Spielertrainer hatte sich von Berlin aus auf die Suche nach einer Sportstätte im Umland auf den Weg gemacht und war im Strausberger Sport- und Erholungspark fündig geworden. Mit Hilfe örtlicher Sponsoren wurde die bis dahin im Osten weitgehend unbekannte Sportart etabliert. Vize-Bürgermeister Lothar Nicht spricht heute gar von einer "Hochburg Ostdeutschlands". Viele Jugendliche würden im Verein eine sinnvolle Beschäftigung finden.

Georg Bull besaß die nötigen Kontakte zu Klubs in Amerika. Viele Telefonate, Briefe und Fotos seines Trainers führten das Strausberger Talent schließlich zu einem ersten Probetraining in die USA, das er erfolgreich absolvierte. Michael Franke, Fan der Berliner Eisbären, weiß genau, was ihn in den Staaten erwartet: Jeden Tag ein Spiel, Fitness-Training, weite Reisen zu den Auswärtspartien. Bei 850 Dollar pro Monat liegt das erste Gehalt, Hotel und Verpflegung sind frei. Dazu kommen diverse Vergünstigungen, Autos, Häuser und weitere Geschenke, die aber unter den Spielern ein Geheimnis bleiben. "Alkohol und Sex sind streng untersagt. Dem Baseball wird bedingungslos alles andere untergeordnet", sagt der Schüler.

Über ein Jahr läuft zunächst der Vertrag. Die Option auf weitere sieben Jahre bei den Milwaukee Brewers, die zu den besten 30 Teams der Major League gehören, besitzt der Strausberger schwarz auf weiß. "Jetzt liegt es an mir, ob ich die guten Chancen nutze", meint er.

Möglicherweise gibt es bald einen weiteren deutschen Spieler in Amerika. Michaels Bruder René gehört mit 15 Jahren schon den großen Nachwuchstalenten. Seinen Kurznamen hat er schon: "Shorty".

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