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Brandenburg: Mit halber Schallgeschwindigkeit in vier Meter Höhe durch Nauen

NAUEN .Während die Landesregierung in Potsdam eindeutig zum Transrapid steht, stößt das Projekt insbesondere in Nauen und Dallgow-Döberitz auf heftigen Widerstand.

NAUEN .Während die Landesregierung in Potsdam eindeutig zum Transrapid steht, stößt das Projekt insbesondere in Nauen und Dallgow-Döberitz auf heftigen Widerstand.Beide Städte würden durch die Trasse zerschnitten und sehen ihre Planungen empfindlich beeinträchtigt.Im Kreis Havelland beginnt am heutigen Montag das Planfeststellungsverfahren für einen der kritischsten Abschnitte der geplanten Magnetschnellbahn zwischen Hamburg und Berlin.

"Bei Geschwindigkeit, Schallschutz und der Gestaltung des Stadtbildes haben wir bisher kein Einvernehmen erzielen können, die Entwicklung des Bahnhofsvorplatzes wird erheblich beeinträchtigt", sagt Nauens Baudezernent Thomas Reinertz.Mit 450 Stundenkilometern soll der Transrapid in viereinhalb Metern Höhe durch die Stadt rasen, das ist fast die halbe Schallgeschwindigkeit.Das geforderte Tempolimit wurde abgelehnt, weil die Fahrtzeit zwischen Hamburg und Berlin eine Stunde nicht überschreiten darf.Vier verschiedene Arten von Schallschutzwänden, an deren Effektivität gezweifelt wird, sollen das Stadtbild verschandeln.Für den von der Stadt als alternative Abschirmung am Bahnhof geforderten Geschoßbau gibt es bisher keine Zusage.

"Der Transrapid bremst die Entwicklung der Ortsmitte auf Jahre", so Dallgows Bürgermeister Hans-Günter Heppe.Das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude müßte abgerissen werden.Eine Pension, durch deren Garten dann die Trasse verläuft, könnte schließen, die benachbarte Wohnbebauung würde entwertet.Bereits beim ICE habe sich der Sinn der Lärmschutzwände teilweise in Gegenteil verkehrt, werde die Geräuschbelastung an bestimmten Stellen gebündelt.

Wer jetzt nicht im Planfeststellungsverfahren seine Bedenken einbringt, verschenkt die Möglichkeit, später rechtliche Schritte einzuleiten, betont der Sprecher der havelländischen Grünen, Thomas Laubinger.Der Antrag seiner Fraktion, sich gegen den Transrapid auszusprechen, hat im Kreistag keine Mehrheit gefunden.

Die Durchquerung von Nauen "im Tiefflug" ist für Laubinger "nicht tolerierbar".Er sieht die Gefahr, daß die Schallschutzmaßnahmen durch den zunehmenden Kostendruck zurückgefahren werden.Auch die Frage des Elektrosmogs ist für ihn noch nicht ausreichend erforscht.Den Transrapid bezeichnet er als "ein reines Prestigeobjekt für die deutsche Großindustrie", für das es vom Verkehrsaufkommen her keinen Bedarf und weltweit kaum Verkaufsaussichten gibt.

Von einer "sinnlosen Verschwendung von Steuergeldern" spricht Alfred Ritter von der "Bürgerinitiative Nauen - stoppt den Transrapid".Die Mittel sollten lieber in die Sanierung der Altstädte gesteckt und so die mittelständischen Betriebe gesichert werden, sagt der SPD-Kreistagsabgeordnete.Nach eigenem Studium der Plandeststellungsunterlagen wollen die Mitglieder der Initiative die Interessierten bei der Einsichtnahme und der Formulierung von Einsprüchen beraten.

Die 13 Bände mit den Unterlagen für den Trassenabschnitt "C 80" von Nauen bis zur Berliner Stadtgrenze liegen vom 1.März bis zum 1.April im Rathaus von Nauen (werktags von 8.30 bis 12 Uhr, montags bis mittwochs auch 13.30 bis 15.30 Uhr, donnerstags auch 13.30 bis 18 Uhr) und Dallgow (Wilhelmstraße 4, montags, mittwochs und donnerstags 8 bis 12 und 13 bis 15.30 Uhr, dienstags 8 bis 12 und 13 bis 18 Uhr sowie freitags 8 bis 11.30 Uhr) sowie in den Ämtern Nauen-Land, Wustermark, Schönwalde-Glien und Brieselang aus.Die Stadt Nauen wird ihre Stellungnahme am 15.März im Ausschuß für Ordnung, Sicherheit und Verkehr sowie am 18.März im Ausschuß für Bau und Wirtschaftsförderung (Sitzungsbeginn jeweils 18.30 Uhr) vorstellen.In Dallgow wird die Antwort der Stadtverwaltung am 17.März der Gemeindevertretung präsentiert.

RAINER W.DURING

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