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Brandenburg: Mit mehr Kontrollen gegen den Verkehrstod

Am Wochenende starben vier junge Männer

Potsdam – Brandenburgs Verkehrsminister Reinold Dellmann (SPD) hat nach dem schweren Unfällen der vergangenen Tage den hohen Kontrolldruck der Polizei auf märkischen Straßen verteidigt. Er sei sich mit Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) einig, dass die scharfen Kontrollen angesichts der im bundesweiten Vergleich hohen Zahlen von Unfällen und Verkehrstoten nach wie vor nötig sei, sagte Dellmann. „Wir dürfen nicht nachlassen, auch bei der Prävention nicht“.

Deshalb wird die Aktion „Disko-Taxi“ fortgeführt, bei dem jugendliche Diskogänger zu günstigen Konditionen nach Hause fahren können, anstatt sich unter Alkoholeinfluss ans Steuer zu setzen. PDS-Verkehrsexpertin Anita Tack, zugleich Präsidentin der Landesverkehrswacht, forderte eine Ausweitung der Tempolimits auf Autobahnen, eine Null-Promille-Grenze und eine verbindliche Verkehrserziehung im Lehrplan der Schulen. Tack verwies auf die Autobahn 24 nach Hamburg, wo seit Einführung des Tempolimits von 120 Stundenkilometern die Unfälle drastisch rückläufig seien.

Am Wochenende waren bei einem Unfall vier junge Männer bei Hennigsdorf ums Leben gekommen; zwei weitere wurden schwer verletzt. Ihr überbesetzter PKW kam in der Nacht zum Sonntag von der Landstraße ab und prallte gegen einen Baum. Es gibt Hinweise, dass der Fahrer alkoholisiert war. Bereits zum Jahresanfang hatte es zwei schwere Unfälle mit zwei beziehungsweise drei Toten gegeben.

Brandenburg liegt bei den Unfallzahlen weit über dem Bundesdurchschnitt und nimmt in der Statistik seit Jahren den vorletzten Platz ein, vor Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern. Zwar sind die Zahlen im Vergleich zu den 90er Jahren um die Hälfte zurückgegangen, was Experten auf den Kontrolldruck, den Ausbau der Straßen etwa mit Leitplanken, aber auch neue Sicherheitstechnik zurückführen. Im Jahr 2005 gab es 271 Tote, im ersten Halbjahr 2006 bereits 117 Tote. Die Bilanz für 2006 will Innenminister Schönbohm (CDU) in Kürze vorstellen. Mit Entwarnung wird nicht gerechnet.

Insbesondere junge Männer gelten als Hauptrisikogruppe. Deshalb sei der hohe Kontrolldruck unerlässlich, betont Dellmann. „Er zeigt Wirkung. Sonst wären die Unfallzahlen in Brandenburg noch höher.“ „Es ist nicht zu leugnen, dass in Brandenburg mehr Autofahrer mit Alkohol am Steuer unterwegs sind als in Baden-Württemberg oder Bayern“, so Dellmann. „Eine Antwort darauf hat bislang niemand.“ Man müsse daher – neben der Repression – an vielen Stellen ansetzen. Gefragt seien Elternhäuser, Schulen, aber auch Unternehmen.

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