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Tanja L. (27) gestand vor Gericht: Aus Liebe zu dem 24-jährigen Springreiter habe sie demnach einen Killer gesucht.

© dpa

Mord an Pferdwirtin in Lübars: Alles schien so normal

Im Prozess um den Mordkomplott an einer Pferdewirtin spricht erstmals die Mutter der Getöteten. Argwohn gegen die Täter hegte die Familie nicht.

Die Mutter versuchte, die Tränen zurückzuhalten. „Er war der Schwiegersohn in spe“, sagte sie über Robin H., den Hauptangeklagten. Sie habe ihn als „lieben, netten Mann“ kennengelernt. Einer, der sich um ihre Tochter Christin bemühte, der mit ihr Zukunftspläne schmiedete. „Es gab keinen Argwohn“, schilderte die 53-jährige Zeugin am Montag. Die Nacht vor der Tat war Robin H. in Lübars. Er umarmte und gratulierte dem Vater von Christin R. nachträglich zum Geburtstag. Alles schien normal. Er war unglaublich kaltschnäuzig. „Er schlief bei uns, obwohl er wusste, dass meine Tochter am nächsten Tag sterben wird“, sagte Anke R.

Beklemmende Stille herrschte im Prozess um das Mordkomplott an Pferdewirtin Christin R., als die Mutter die letzte Begegnung mit ihrer Tochter schilderte. Es war 0.43 Uhr, als die 21-jährige Christin R. in der Nacht zum 21. Juni nach Hause kam. Sie hatte sich mit Tanja L. getroffen, die angeblich ein Pferd von Robin H. kaufen wollte. Es sei „toll“ gewesen, berichtete die Tochter. Zwei Minuten später aber bekam sie einen Anruf und teilte mit: „Ich treffe mich mit Robin und Tanja.“ Sie sollte zum Parkplatz am Freibad in Lübars kommen. Die Mutter war besorgt. Die Tochter reagierte unbekümmert: „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Als die Mutter den Satz wiederholte, flossen die Tränen. Es waren die letzten Worte, die sie von Christin gehört hatte.

Die Pferdewirtin aus Lübars, die an eine gemeinsame Zukunft mit Springreiter Robin H. geglaubt hatte, wurde Opfer einer perfide geplanten Tat. Ein Komplott, das Robin H. und dessen 56-jährige Mutter aus Sicht der Ermittler aus Habgier geschmiedet hatten. Vermutlich im Oktober 2011 hätten sie das Leben der Frau mit mehr als 2,4 Millionen Euro versichert – im Namen von Christin R. und mit ihrem Freund H. als Begünstigtem. Höchstens zwei der Verträge soll sie selbst unterschrieben haben. Mutter und Sohn hätten einen Raubmord vortäuschen und dann die Gelder kassieren wollen.

Der 24-jährige Springreiter aus Nordrhein-Westfalen, der sich mit seiner Mutter in Brandenburg einen eigenen Reiterhof aufbauen wollte, hatte es geschafft, von sich zu überzeugen. Er wollte zunächst den Hof übernehmen, auf dem Christin R. Auszubildende war. Als es mit den Finanzen nicht stimmte, hatte er Erklärungen. Er sprach von seiner Ex-Frau, die Gelder abgezogen habe. Als es Mahnungen von der Krankenkasse gab, weil für Christin R. keine Beiträge abgeführt worden waren, setzte er auf ein Drama: Seine Ex-Frau sei tödlich verunglückt. Er wurde wütend, als die Eltern von Christin R. im März 2012 die Sache mit der Krankenkasse trotzdem ansprachen: „Ihr habt kein Feingefühl!“ Es war Teil seiner Lügengeschichten. Eine Ehefrau gab es nicht.

Kurz darauf kam es zum ersten Anschlag. Cornelia H. als Schwiegermutter in spe stach Christin R. ein Messer in den Rücken, tat dann verwirrt. Christin R. zog zu ihren Eltern. Robin H. aber sprach weiter von Liebe und Zukunft. Der zweite Mordversuch erfolgte im Mai mit Gift im Sekt. Tanja L. (27), die neue Freundin von Robin H., wurde tätig. So gestand sie es. In der Nacht zum 21. Juni wurde Christin R. in eine Falle gelockt und erwürgt. Der Prozess geht am Montag weiter.

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