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Brandenburg: Niederlausitz: Besuchen Sie Horno, solange es noch steht

Hörner für Horno: Dem von der Zerstörung bedrohten Niederlausitz-Dorf hat der regionale Tourismusverband den Teufel zum Symbol erkoren, genauer zum Maskottchen einer 309 Kilometer langen Radtour durch das riesige Bergbaugebiet. Wer dem auf Schildern, Zäunen und Wänden befindlichen Teufels-Aufklebern folgt, kommt irgendwann zu dem rund 300 Einwohner zählenden Horno an der Neiße.

Hörner für Horno: Dem von der Zerstörung bedrohten Niederlausitz-Dorf hat der regionale Tourismusverband den Teufel zum Symbol erkoren, genauer zum Maskottchen einer 309 Kilometer langen Radtour durch das riesige Bergbaugebiet. Wer dem auf Schildern, Zäunen und Wänden befindlichen Teufels-Aufklebern folgt, kommt irgendwann zu dem rund 300 Einwohner zählenden Horno an der Neiße. Bis Ende 2002 muss das Dorf den sich bedrohlich nähernden Braunkohlebaggern weichen. In der Beschreibung der Sieben-Etappen-Strecke wird der Ort sogar als besonderes Ziel herausgestellt. "Besucht uns, solange es noch geht", kommentierte ein älterer Einwohner am Dorfeingang die Aufkleber.

Die Geschäftsführerin des Niederlausitzer Tourismusverbandes, Kathrin Winkler, sagt, dass über die Radtour durchs Bergbaugebiet lange debattiert wurde. "Wir haben natürlich viel schönere Ecken als ausgerechnet Tagebaue und mit spärlichem Bewuchs bedeckte Flächen", sagt sie. "Aber so eine spannende Landschaftsveränderung gibt es sonst nirgendwo in Europa." Das Symbol des Teufels sei in der Lausitz gut bekannt: "Der liebe Gott hat die Lausitz geschaffen, und der Teufel hat die Kohle versteckt - aber wir haben sie gefunden", lautet ein alter Spruch.

Laut Peter Fromm, Sprecher des Bergbauunternehmens Laubag, werden die Kohlevorräte in der Lausitz auf 13 Milliarden Tonnen geschätzt. "Für gerademal 1,3 Milliarden besitzen wir die Abbaurechte", sagt Fromm. Doch falls in einigen Jahrzehnten tatsächlich eine neue Blütezeit der Kohle beginnen sollte, werden die Bergleute ganz andere Techniken anwenden müssen. Denn wo jetzt noch karge Böden, gespenstisch anmutende Abraumhalden ohne jegliches Leben und ein ständig in der Luft liegender Kohlegeruch die Landschaft bestimmten, sollen bald 136 Seen mit mehreren Tausend Hektar Fläche das Bild prägen. Die Gesellschaft "Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land" versucht, den einmaligen Prozess zu steuern. Zukunftsprojekte wie Yachthäfen oder Hängebrücken liegen ebenfalls am Wegesrand der Radtour. Direkt am Streckenabschnitt hinter Horno fällt der Blick auf die dampfenden Kühltürme des Kraftwerkes Jänschwalde. Hier ist das Ziel der Förderbände und Kohlezüge. In Kürze wird hier auch das unter Horno liegende "schwarze Gold", wie auch die Lausitzer Bergleute zu ihrer Kohle sagen, verheizt. Das Symbol der Teufels wird die Radfahrer in einem großen Bogen am früheren Dorf vorbei führen.

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