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Brandenburg: NPD: Rätselraten um enttarnten V-Mann

Verwirrung in der rechtsextremen Szene: Die NPD behauptet, der kürzlich vom "Spiegel" enttarnte und dann verschwundene V-Mann Carsten S. sei wieder in Königs Wusterhausen und Umgebung aufgetaucht.

Von Frank Jansen

Verwirrung in der rechtsextremen Szene: Die NPD behauptet, der kürzlich vom "Spiegel" enttarnte und dann verschwundene V-Mann Carsten S. sei wieder in Königs Wusterhausen und Umgebung aufgetaucht. S. habe, heißt es in einer Pressemitteilung der Partei, von einem Bekannten "unter fadenscheinigen Vorwänden" einen Pkw geliehen. Außerdem sei S. in Königs Wusterhausen gesehen worden, sagte NPD-Funktionär Thomas Salomon. Nach Informationen des Tagesspiegels scheinen die von der NPD geschilderten Beobachtungen zumindest teilweise der Realität zu entsprechen. Carsten S., bis zur Enttarnung Szene-Anführer, wurde zwar von der Polizei per Zeugenschutzprogramm in Sicherheit gebracht, hat sich aber Anfang der Woche vermutlich in Königs Wusterhausen aufgehalten. Unklar bleibt, warum der frühere V-Mann offenbar größere Risiken eingeht. In der rechten Szene sind in den letzten Wochen mehrmals Drohungen gegen den "Verräter" laut geworden.

Auch der Tonfall der NPD-Pressemitteilung klingt feindselig. Bei Carsten S. handele es sich um einen "regierungsamtlichen Auftragstäter", der inzwischen aus der Liste der Parteimitglieder wurde. Laut Salomon soll S. versucht haben, Szene-Mitglieder zu strafbaren Handlungen anzustiften, beispielsweise illegalem Waffenbesitz. Ob die Behauptungen wahr sind, ist bislang nicht zu überprüfen. Im Landes-Innenministerium war keine Stellungnahme zu bekommen.

Über einschlägige Homepages im Internet versucht die Szene, den Fall Carsten S. aufzuarbeiten. V-Leute des Verfassungsschutzes seien "Offenbarungseid-Ritter, Kriminelle, Gestrauchelte", schreibt der rechtsextreme Publizist Manfred Rouhs. Es handele sich um "das letzte Aufgebot" des "liberalistischen Systems". Dagegen lobt Rouhs die Stasi, sie "hatte besseres Personal, oft genug waren weltanschauliche Idealisten darunter." Andere Stimmen klingen trotzig: "Die letzten Enthüllungen von VS-Spitzeln zeigen, dass das System Angst vor der NPD hat", behauptet ein Neonazi. Und verkündet: "Auch der mächtigste Geheimdienst kann den Volkswillen nicht stoppen!"

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