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Brandenburg: Nur nicht die Maut verlieren Das Sorgentelefon für Spediteure sitzt in Potsdam

Potsdam. Das Service-Center der Firma „Toll Collect“ ist so etwas wie der Geigerzähler für die Vorbereitungen der Lkw-Maut in Deutschland.

Potsdam. Das Service-Center der Firma „Toll Collect“ ist so etwas wie der Geigerzähler für die Vorbereitungen der Lkw-Maut in Deutschland. Und dieser hat in dieser Woche heftig angeschlagen. Die Bedenken der EU-Kommission, die Gerüchte über die Verschiebung, schließlich die Bestätigung durch Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD): Die Maut wird erst ab 2. November erhoben. „All diese Diskussionen merken wir hier sofort“, sagt die Leiterin des Service-Centers Manuela Fischer: an den vielen Anrufen verunsicherter Spediteure.

Bis zu 5000 Mal täglich klingelt zurzeit das Telefon bei Toll Collect in der Potsdamer Zeppelinstraße. Das Unternehmen soll die Maut für die Bundesregierung kassieren, hat dazu ein satellitengestütztes System zur Erfassung aller auf deutschen Autobahnen fahrenden Lastwagen entwickelt – und in Potsdam seine Kundenbetreuung eingerichtet. Daten und Anfragen sämtlicher Fuhrunternehmer laufen hier zusammen. Außerdem sollen von Potsdam aus die Rechnungen kontrolliert und die Anlagentechnik in ganz Deutschland überwacht werden. 300 Arbeitsplätze bietet der Standort.

Doch das Verkehrsministerium und Toll Collect hatten die Nachfrage nach den so genannten OBUs unterschätzt – den „On Board Units“, also Bordgeräten für die Lastwagen, die deren jeweiligen Standort signalisieren. Wer ohne sie gefahren wäre, hätte jede Fahrt einzeln an einem Maut-Terminal abrechnen müssen. Lange Schlangen wurden befürchtet, auch vor Staus wurde für Anfang September schon gewarnt.

Nun ist die Einführung der Maut also erstmal verschoben: vom 31. August auf den 2. November. Doch die Fragen, die die Mitarbeiter von Toll Collect am Telefon beantworten müssen, werden deshalb nicht weniger. Vorher wollten viele Anrufer wissen, wo eigentlich ihre „Fahrzeugkarte“ bleibe, ohne die es keine OBU gibt. Die Knappheit dieser Geräte hatte die Fuhrunternehmer verunsichert. Oft kamen aber auch einfache Verständnisfragen: Wird der Anhänger beim Gewicht mitgerechnet; wie bediene ich überhaupt diese OBU? Jetzt wollen viele Spediteure wissen, ob sie ihre Autobahn-Nutzung für September und Oktober nun wie bisher weiter über die Euro-Vignette abrechnen müssen – die ursprünglich Ende August auslaufen sollte. Antwort: Nein.

Andere fragen misstrauisch: Wenn ich mich nach dem 31. August an einem Maut-Terminal einbuche, werden die Fahrten dann abgerechnet? Auch hier beruhigen die Telefonisten: keine Kosten. Und bitten die Spediteure, sich tatsächlich an den Mautstellen einzubuchen, auch wenn dies dann noch nicht erforderlich ist. Denn nur wenn die Mehrheit das tut, kann der Probebetrieb des Systems bis Anfang November aufschlussreiche Ergebnisse bringen. Deshalb will sich Toll Collect nun Anreize für die Spediteure überlegen, die Wartezeiten an den Terminals auf sich zu nehmen.

Dem Unternehmen entgehen durch die Verschiebung wohl Millionen. Den Mitarbeitern im Service-Center aber kommt der Aufschub wohl nicht ungelegen. Denn viele Speditionen haben sich bislang noch gar nicht registrieren lassen – und rufen nun vielleicht nicht erst in den letzten Tagen an.

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