zum Hauptinhalt

Brandenburg: Öko-Bauern Geldhahn zugedreht

Zimmermanns letzter Coup, die Kappung von Fördermitteln, stößt auf UnverständnisVON MICHAEL MARA POTSDAM.Bei den Öko-Bauern in Brandenburg schrillen die Alarmglocken.

Zimmermanns letzter Coup, die Kappung von Fördermitteln, stößt auf UnverständnisVON MICHAEL MARA POTSDAM.Bei den Öko-Bauern in Brandenburg schrillen die Alarmglocken.Der Grund: Als eine seiner letzten Amtshandlungen hat der über die Backofen-Affäre gestürzte Agrarminister Edwin Zimmermann angeordnet, keine Anträge für den ökologischen Landbau mehr zu bewilligen.Rund 40 bis 45 Betriebe, deren Förderung jetzt ausläuft, sind dadurch in ihrer Existenz bedroht.Umweltminister Matthias Platzeck bezeichnete die Anordnung gegenüber dem Tagesspiegel als "völlig unverständlich".Der ökologische Landbau sei ein Aushängeschild Brandenburgs.Platzeck kündigte an, daß er mit dem designierten Agrarminister Gunter Fritsch baldmöglichst über eine Rücknahme der Anordnung verhandeln werde. Die dem Tagesspiegel vorliegende Anweisung Zimmermanns ist auf den 14.Oktober datiert.Zu diesem Zeitpunkt spitzte sich die Backofen-Affäre zu.Vier Wochen später, am 14.November, mußte Zimmermann dann unter dem Druck der Vorwürfe zurücktreten.Im Umweltministerium spricht man von einem "letzten Coup" des Ex-Ministers, der bekanntlich mit Platzecks Naturschutzpolitik auf Kriegsfuß stand und auch vom ökologischen Landbau nicht viel hielt.Die Anordnung sei nicht mit dem Umweltministerium abgestimmt worden, obwohl die Förderprogamme beider Häuser nach einer Vereinbarung koordiniert werden sollen.In der Anweisung begründete Zimmermann seine Enscheidung mit fehlenden Kofinanzierungsmitteln des Bundes.Platzeck bezeichnete dieses Argument als nicht stichhaltig: Es gehe um etwa eine Million Mark, die beim Volumen des Agrarhaushaltes aufzubringen wären. Der ökologische Landbau sei Bestandteil des Brandenburger Weges, sagte Platzeck.Mit rund 180 Öko-Betrieben und einer Fläche von 50 000 Hektar nehme das Bundesland in Ostdeutschland den Spitzenplatz ein.Der größte Gürtel ökologisch betriebener Landwirtschaft befindet sich im Norden des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin.Der Umweltminister nannte zwei Vorteile der Anbaumethode, die auf den Einsatz von Chemie völlig verzichtet: Die Umwelt werde nicht nur geschont, sondern verbessert.Außerdem binde der ökologische gegenüber dem herkömmlichen Landbau drei- bis viermal soviel Arbeitskräfte.Es gehe bei der Förderung also nicht nur um eine gesündere Umwelt, sondern auch um zusätzliche Arbeitsplätze. Auch die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau läuft gegen die Anordnung Sturm.Sie verweist darauf, daß die Landesregierung den ökologischen Landbau über Jahre hinweg propagiert habe.Just zu einem Zeitpunkt, wo Vermarktungsstrukturen aufgebaut würden und das Bewußtsein für Öko-Produkte wachse, wolle das Agrarministerium den ökologischen Landbau "wieder austrocknen".

MICHAEL MARA

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false