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Brandenburg: Ohne Führerschein legal ans Steuer

In Bernau wird überwachtes Trainingsareal eröffnet Initiative der Verkehrswacht soll Unfälle verhüten

Bernau – Ein neuartiges Projekt zur Prävention von Verkehrsunfällen startet Ende dieses Monats in Bernau: Die Kreisverkehrswacht Barnim eröffnet in Kooperation mit der Polizei, Jugendvertretern und Firmen ein überwachtes Gelände, auf dem Fahranfänger auch ohne Führerschein hinters Steuer dürfen.

Langfristig soll das 80 000 Quadratmeter große Areal im Gewerbepark Ladeburg zwischen Bernau und Albertshof zu einem Fahrsicherheitstrainingsplatz auch für Berufskraftfahrer inklusive Garagen für Motorsportbegeisterte und „Schrauber“ umgebaut werden. Ende November dürfen die ersten Familien, die Sohn oder Tochter schon vorm Beginn der Fahrausbildung erste Runden drehen lassen wollen, mit eigenem Wagen oder Motorrad auf das Gelände, sagt Walter Papritz, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht Barnim.

Die Idee, so ein offizielles Übungsgelände für angehende Führerscheinbesitzer, aber auch Fahrer mit Übungsbedarf zu betreiben, verfolgt der 57-jährige Kriminalhauptkommissar Papritz schon seit Jahren. Er ist Leiter des Kommissariats für „Verkehrsvorgangsbearbeitung“ und hatte zuvor als Chef der Verkehrunfallbekämpfung immer wieder mit jugendlichen Unfallopfer zu tun: Sie setzen sich nach der Disko mit Alkohol oder Haschisch im Blut ans Steuer oder schleudern nach Mutproben aus Kurven gegen Bäume. Brandenburg ist eines der Bundesländer mit den meisten Verkehrstoten bezogen auf die Einwohnerzahl. „Wenn wir die jungen Leute früh erreichen, können wir da viel bewirken“, sagt der Chef der Verkehrswacht. Immer wieder stoppen Papritz und Kollegen zudem Jugendliche, die ihre Kumpels ohne Führerschein auf dem Parkplatz des Kaufparks Eiche fahren lassen – eine Straftat, die mit bis zu einem Jahr Gefängnisstrafe und fünf Punkten in Flensburg geahndet wird.

Künftig können Führerschein-Bewerber auf dem 30 000 Quadratmeter großen ersten Teilstück des Areals an- und rückwärts fahren, wenden, sowie Ein- und Ausparken üben. Bis zu drei Autofahrer gleichzeitig werden auf der 200-Meter-Bahn sowie dem Kreisel mit einem Durchmesser von 80 Metern unter Aufsicht trainieren. Zudem wird eine Fahrradschule eröffnet.

Die ersten Vorarbeiten sind gemacht: Das frühere NVA-Gelände, das die Stadt der Kreisverkehrswacht überließ, hat Papritz gemeinsam mit dem Tiefbauunternehmen Streege gereinigt. Eine weitere lokale Firma, der Logistiker Rolf Weinhold aus Stolzenhagen, transportierte 20 Container mit einer Fläche von 300 Quadratmetern. Die Büro- und Clubräume werden nun eingerichtet, Strom ist gelegt. Landkreis und Arbeitsamt unterstützen die Initiative mit einer MAE-Maßnahme. Nun wird der Zaun ums Areal gezogen.

Um das zweite, anspruchsvollere Ziel eines Fahrertrainingsparcours mit Kies-, Regen- und Slalomstrecke sowie Hügeln zu verwirklichen, werden noch Sponsoren gesucht. „Wir haben jetzt ein Treffen mit dem Autoclub AvD und Jugendliche aus der Region machen jetzt schon mit“ sagt Papritz, dessen Ansatz lautet: Prävention ja, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. So gehört zu den ersten Anschaffungen auch ein mobiler Geschwindigkeitsmesser mit Anzeigetafel. „Statt sich bei illegalen Autorennen zu messen, können Jugendliche bei uns offiziell bis auf eine vertretbare Geschwindigkeit beschleunigen und auch sicher wieder ausbremsen.“

Annette Kögel

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