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Brandenburg: Platzeck: Alleen sichern, nicht abholzen

Bündel von Maßnahmen soll das Unfallrisiko mindernVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Die brandenburgischen Ministerien für Umwelt und Verkehr wollen bis zur Sommerpause einen Alleenerlaß erarbeiten.

Bündel von Maßnahmen soll das Unfallrisiko mindernVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Die brandenburgischen Ministerien für Umwelt und Verkehr wollen bis zur Sommerpause einen Alleenerlaß erarbeiten.Vor dem Hintergrund von jährlich mehr als 300 tödlichen Verkehrsunfällen an Bäumen im Land soll dieser die Erneuerung, den Erhalt und den Umbau von Alleen regeln.Das erklärten am Montag Verkehrsminister Hartmut Meyer und Umweltminister Matthias Platzeck.Die hohe Zahl an Alleen-Unfällen sollen durch Tempo-80-Strecken, Leitplanken, neue Hinweisschilder und Aufklärungs-Aktionen reduziert werden. "Wir wollen die Zukunft der Alleen mit dem Pflanzspaten sichern und nicht mit der Säge gefährden", erklärte Meyer.In den letzten Jahren seien 38 000 Alleebäume neu gepflanzt worden - jedoch nur rund 28 000 zumeist abgestorbene Straßenbäume im gleichen Zeitraum gefällt worden.Zum Jahresanfang hatten übereilte Fällaktionen und massenhafte Kennzeichnungen von Alleebäumen durch einige Straßenbaumämter zu erheblichen Protesten in und außerhalb Brandenburgs geführt.Doch auch wenn es keine Massenfällungen für eine höhere Verkehrsicherheit geben wird, was von beiden Ministern bekräftigt und vom ADAC unterstützt wird: Ob und wie die landschaftsprägenden märkischen Alleen - mit ihrem prägnanten schattigen Kronendach - mittelfristig erhalten werden können, ist jedoch ungewiß. Die natürliche Lebensdauer der Straßenbäume liegt nach Angaben Platzecks zwischen 90 und 130 Jahren.Laut Verkehrsministerium sind jedoch 60 Prozent der Brandenburger Straßenbäume bereits 100 Jahr alt.Bis zum Sommer soll eine neue Richtlinie für die Erneuerung der Alleen in den nächsten Jahrzehnten erarbeitet werden, kündigte Platzeck an.Er rechne dabei mit "erheblichen Auseinandersetzungen".Ein Beispiel: Würden abgestorbene Bäume in den Alleereihen jeweils durch Setzlinge ersetzt, würde diesen nicht nur das nötige Licht fehlen.Auch der geschlossene Eindruck der Alleen und der "Tunneleffekt" würde verlorengehen.Es gäbe auch die Möglichkeit, so Platzeck, ganze Reihen überalterter Bäume zu fällen und neu anzulegen.Der Widerstand von Naturschützern ist programmiert.Platzeck und Meyer wollen das heikle Thema im April im Landesumweltbeirat zu Sprache bringen.Eberhard Waldau vom ADAC Berlin-Brandenburg schlug vor, bestimmte Alleen nur noch für Radfahrer und Fußgänger zuzulassen - und den Autoverkehr auf neue Paralleltrassen zu leiten. Um zugleich die hohe Zahl von Alleeunfällen in Brandenburg zurückzudrängen, unterstützt der ADAC ausdrücklich die von Innenministerium und Verkehrsministerium veranlaßten Tempo-80-Beschränkungen.Allein 1997 gab es bei Baumunfällen in Brandenburg 338 Tote und 3800 Verletzte.Dabei kamen 66 Prozent der Fahrer aus Brandenburg, etwa 20 Prozent aus Berlin.Meyer und Waldau hoben hervor, daß Fahren in Alleen in das Pflichtprogramm bei der Fahrschul-Ausbildung in Brandenburg aufgenommen wurde.Der ADAC selbst will "Zehn Alleen-Gebote" für eine angemessene Fahrweise auf den Alleen an seine Mitglieder verschicken.Zu den ADAC-Ratschlägen zählen unter anderem eine angemessene Geschwindigkeit: wo Bäume sehr dicht am Fahrbandrand stehen, höchstens Tempo 80 in Kurven Tempo 60.In dunklen Alleen-Tunneln sollte Licht eingeschaltet werden.

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