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Brandenburg: Platzeck will neuen Schultyp – die CDU sträubt sich

Christdemokraten befürchten Aufwertung der Gesamtschulen

Potsdam. Die Schülerzahlen in Brandenburg gehen dramatisch zurück. Die SPD will deshalb die Schulstandorte konzentrieren und einen neuen Schultyp entwickeln. Brandenburgs SPDLandeschef Matthias Platzeck hat sich klar für die Einführung dieser so genannten „Sekundarschulen“ ausgesprochen. Der Koalitionspartner CDU lehnt dies ab und vermutet, die Sozialdemokraten wollten lediglich die umstrittene Gesamtschule aufwerten. Deshalb werde es vor der Landtagswahl 2004 wohl keine Entscheidung geben, „obwohl es vernünftig wäre“, sagte Platzeck.

„Hauptsache, man macht es. Wie man die neue Schule nennt, ist egal“, so Platzeck. Nach seinen Worten gibt es in dieser Frage eine größere Nähe zur PDS als zur CDU. Diese lehnt die Pläne ab, obwohl die Sekundarschule das CDU-Modell in Sachsen und Thüringen ist. „Man kann nicht 13 Jahre nach der Wende mit der Axt durch die Schullandschaft fahren und die erfolgreichen, von den Eltern akzeptierten Realschulen abschaffen“, sagte CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger. Der Verdacht der Union: Unter anderem Namen soll flächendeckend die schon jetzt dominierende Gesamtschule eingeführt werden.

Die CDU sei für Sekundarschulen, betonte Blechinger, aber ausschließlich auf freiwilliger Grundlage. Hingegen verwies Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) darauf, dass Brandenburgs Schulsystem schon jetzt zu stark gegliedert sei, so dass eine zusätzliche Schulform keinen Sinn mache.

Nachdem ein erster Vorstoß für Sekundarschulen der SPD vor einem Jahr am Widerstand der Union scheiterte, wird das brisante Thema durch eine Klausur des Kabinetts zur demographischen Entwicklung nächste Woche erneut aktuell: Denn nach einem internen Vorbereitungspapier des Bildungsministeriums muss in den Folgejahren „fast die Hälfte aller weiterführenden Schulen aufgelöst werden“– vier von fünf in den Randregionen, wo die Schülerzahlen bis zum Jahr 2010/2011 um 60 Prozent zurückgehen.

Die Einführung der neuen Schulform sei daher die „geeignete Reaktion“, um bei drastisch zurückgehenden Schülerzahlen „ein flächendeckendes Angebot aller Bildungsgänge im Land zu sichern“. Und im aktuellen Bericht der Bildungskommission für Berlin und Brandenburg heißt es: „Je mehr selbständige Schulformen nebeneinander geführt werden, desto schwieriger wird es, in der Fläche ein vollständiges Schulangebot wohnortnah in pädagogisch und ökonomisch vertretbarer Form vorzuhalten.“ thm

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