zum Hauptinhalt

Brandenburg: Plötzlich stieg erstmals seit 40 Jahren die Seefontäne auf

Unter den Händen der Gärtner gewinnt der Babelsberger Park eine faszinierende Gestalt zurück, die ihn "mindestens genauso schön macht wie den Park Sanssouci".Eine ketzerisch wirkende Wertung, aber sie stammt von Stiftungs-Generaldirektor Prof.

Unter den Händen der Gärtner gewinnt der Babelsberger Park eine faszinierende Gestalt zurück, die ihn "mindestens genauso schön macht wie den Park Sanssouci".Eine ketzerisch wirkende Wertung, aber sie stammt von Stiftungs-Generaldirektor Prof.Dr.Hans-Joachim Giersberg, der gestern zur Einweihung des wiederhergestellten Uferweges am Tiefen See eingeladen hatte.

Der 1,35 km lange Weg zwischen dem Pförtnerhaus an der Allee nach Glienicke und dem heute als Gaststätte genutzten "Kleinen Schloß" überrascht und besticht mit einer Fülle von gartenarchitektonischen Einfällen, die auf seine Gestalter Peter Josef Lenné und mehr noch Hermann Fürst von Pückler-Muskau, seinen Nachfolger, zurückgehen, und mit attraktiven Ausblicken auf die Stadt- und Seenlandschaft, die allerdings teils durch die jetzt erst recht unerträglich wirkenden "Stadtvillen" am Glienicker Horn verstellt werden.

Hinter dem Maschinenhaus, das wieder Herzstück für die Wasser und Energieversorgung des Parks und seiner Gebäude wird, stürzt der von einem Treppenweg begleitete "Wilhelmwasserfall" als steiles Bächlein den Hang hinab, allerdings noch ohne Wasser und ohne die kleine Eisenbrücke, die derzeit restauriert wird.Diese Attraktion des Uferweges teilte nach 1961 ihr Schicksal mit dem zahlreicher anderer.Die Hangfüße zum Seeufer zu wurden, wie der langjährige Revierleiter Karl Eisbein erläuterte, 1978 abgetragen, um mit Kolonnenweg und Todesstreifen die Grenze noch undurchlässiger zu machen.

Nächstes Beispiel für die einstige, durch die Grenzanlagen zerstörte und nun der Wiederherstellung entgegengehende meisterhafte Gestaltung sind die Lennébucht und die Rosentreppe.Die grünen, rosenberankten Bögen und Spaliere der 1843 angelegten Treppe waren ebenfalls 1978 abgeschnitten und verschrottet worden.immerhin ließen die Grenzkommandos genügend Bruchstücke liegen, aus denen das ursprüngliche Aussehen rekonstruiert werden konnte.Als die Teilnehmer des Einweihungsspaziergangs diesen Punkt erreicht hatten, stieg vor dem Ufer plötzlich 20 m hoch die berühmte Seefontäne auf.Die Wasserfachleute der Stiftung hatten sie erstmals seit 1958 eigens für diesen Anlaß in Betrieb gesetzt - bis zum Dauerbetrieb werden allerdings noch drei Jahre ins Land gehen, die für die Rekonstruktion des Wasserversorgungssystems im Park gebraucht werden.Dann wird der Geysir wie früher mit 42 m sogar die Große Fontäne in Sanssouci übertreffen.Auch bei der Wiederherstellung der durch die Grenzsicherung zerstörten Bodenmodellierung haben Karl Esbein und seine Mitarbeiter, darunter ABM-Kräfte vom Internationalen Bund für Sozialarbeit e.V.und vom Arbeitsamt Potsdam, noch viel zu tun.

An der mit zwei jungen Linden umpflanzten Bank mit dem wiederhergestellten Bildstöckl vorbei endete der Spaziergang schließlich am Kleinen Schloß.Hier ist das Wegenetz der Pücklerzeit (um 1850) ebenso wiederhergestellt worden wie der Kutschenparkplatz (jetzt Parkplatz) und die Weinlaube, an der junger Wein zu ranken beginnt.

Am Uferweg wurden übrigens Fototafeln aufgestellt, die den desolaten Zustand nach Grenzöffnung der alten und erneuerten Schönheit gegenüberstellen.

ERHART HOHENSTEIN

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false