zum Hauptinhalt

Brandenburg: Polizei unter falschem Verdacht

Beamte haben keine Anti-Nazi-Karten konfisziert, wie ein Pfarrer behauptete Kirchenvertreter verteidigen aber Protest gegen vermeintliche Beschlagnahme

Eberswalde - Brandenburgs Polizei hat keine Anti-Nazi-Postkarten beschlagnahmt. Das Frankfurter Polizeipräsidium wies gestern den Vorwurf der evangelischen Kirche strikt zurück, wonach Mitte September in Eberswalde bei einem Jugendlichen Postkarten konfisziert worden sein sollen, die etwa Hitler als lächerlichen Zwerg zeigten. Keinem Jugendlichen seien solche Postkarten abgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Das habe eine gründliche Prüfung der Vorwürfe ergeben, die der evangelische Landesjugendpfarrer Karsten Minkner öffentlich und in Briefen an Innenminister Jörg Schönbohm und Bildungsminister Holger Rupprecht erhoben hatte.

Die evangelische Kirche gerät nun selbst in die Kritik, ohne sorgfältige Prüfung haltlose Vorwürfe in die Welt gesetzt zu haben – ausgerechnet in einem sensiblen Feld wie der Bekämpfung des Rechtsextremismus. So forderte Andreas Schuster, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, eine „Entschuldigung“ des Landesjugendpfarrers für die Vorverurteilung: „Es würde von Charakterstärke zeigen, einen Fehler einzugestehen.“ Minkner war gestern nicht erreichbar. In der Evangelischen Jugend verteidigt man ungeachtet der neuen Entwicklung den Protest. „Es war keine überzogene Aktion“, sagte Michael Frenzel, Jugendreferent und Geschäftsführer des Verbund e.V., der die Postkartenaktion betreibt. Es sei doch schon bezeichnend, dass man eine solche Aktion der Polizei zutraue. Und es sei eine einmalige Chance gewesen, „in die Öffentlichkeit zu kommen“.

Am Mittwoch war der Eberswalder Kreisjugendwart Jens-Martin Krüger- Langhans mit dem 17-jährigen Bernhard M., bei dem die Postkarten angeblich durch zwei Zivilbeamte konfisziert wurden, bei der Polizei in Eberswalde erschienen. Zwar wiederholte dort der Jugendliche seine Version, dass er an diesem Tag bei einem Freund gewesen sei, als dort zwei Zivilbeamte der Polizei erschienen. Später, behauptet er, hätten sie auch seine Wohnung sehen wollen und dort die inkriminierten Postkarten beschlagnahmt.

Die Polizei bestätigt zwar den Einsatz von zwei Beamten in der Wohnung des Freundes. Einen Folge-Besuch bei dem 17-Jährigen habe es nicht gegeben, auch keine Beschlagnahme von Postkarten.

Für Krüger-Langhans steht die Glaubwürdigkeit des 17-Jährigen jedoch nach wie vor außer Zweifel: „Wenn er gelogen hätte, wäre er doch nicht mit auf die Wache gekommen.“ Den Besuch in der Wohnung habe es gegeben – womöglich hätten sich andere als Polizisten ausgegeben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false