zum Hauptinhalt

Brandenburg: Polizeipräsident gibt Ermittlungspanne zu

Kirmße: "Handwerkliche Fehler" nach Skinhead-ÜberfallVON FRANK JANSEN ORANIENBURG.Nach den gescheiterten Ermittlungen zum Skinhead-Überfall auf einen Dönerimbiß in Hennigsdorf hat der Polizeipräsident von Oranienburg, Peter Kirmße, "handwerkliche Fehler" eingeräumt.

Von Frank Jansen

Kirmße: "Handwerkliche Fehler" nach Skinhead-ÜberfallVON FRANK JANSEN ORANIENBURG.Nach den gescheiterten Ermittlungen zum Skinhead-Überfall auf einen Dönerimbiß in Hennigsdorf hat der Polizeipräsident von Oranienburg, Peter Kirmße, "handwerkliche Fehler" eingeräumt.Es werde geprüft, ob gegen "maximal zwei" Sachbearbeiter der Polizeiwache Hennigsdorf "disziplinare Vorermittlungen" einzuleiten sind und ob "der Anfangsverdacht einer Strafvereitelung im Amt" vorliegt.Auf der Wache war es, wie berichtet, unterlassen worden, dem von den Skins verprügelten Türken rechtzeitig Fotos der Tatverdächtigen vorzulegen. Erst siebeneinhalb Monate nach dem Überfall Anfang August 1996 konnte das Opfer Lichtbilder einsehen.Zu spät: Uygur Bahçekapili war im März 97 nicht mehr in der Lage, zweifelsfrei eine oder mehrere der fotografierten Personen zu identifizieren.Die Staatsanwaltschaft Neuruppin stellte das Verfahren ein."Natürlich ist das der Polizei unangenehm", sagte Kirmße."Wir arbeiten viel, da passieren auch Fehler.Aber das kann keine Entschuldigung sein." Der Berliner Anwalt von Bahçekapili, Iver Kersten, will die Sachbearbeiter der Wache Hennigsdorf wegen Strafvereitelung im Amt anzeigen.In einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft Neuruppin hatte Kersten der Polizei einen "groben Ermittlungsfehler" vorgeworfen.Die Anklagebehörde bestätigte Kerstens Kritik: Es wäre "für das Verfahren förderlich gewesen, wenn sogleich die Wahllichtbildvorlage auch gegenüber Ihrer Mandantschaft durchgeführt worden wäre." Die Staatsanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren zum Jahreswechsel 96/97 vom Polizeipräsidium Oranienburg zugestellt bekommen.Da Bahçekapili keine Fotos von Tatverdächtigen gezeigt worden waren, mußte die Staatsanwaltschaft das Präsidium anweisen, die Lichtbildvorlage nachzuholen. Was den oder die Sachbearbeiter auf der Hennigsdorfer Wache dazu brachte, gegenüber Bahçekapili auf die Vorlage von Lichtbildern zu verzichten, ist unklar.Der "handwerkliche Fehler" scheint nicht nur auf ein bloßes Versäumnis zurückzuführen sein.Die Staatsanwaltschaft stellte in ihrem Schreiben an Rechtsanwalt Kersten fest, Bahçekapili habe im Oktober 96 - also knapp drei Monate nach dem Angriff der Skins - bei einer Vernehmung auf der Wache zu Protokoll gegeben, er könne möglicherweise die Täter auf Fotos wiedererkennen.Warum die Polizei nicht nur von sich aus die Lichtbildvorlage unterließ, sondern auch noch die Anregung des Türken ignorierte, ist unklar. Polizeipräsident Kirmße wies Angaben von Bahçekapili und seinem Kollegen Özel Aydin zurück, die Polizei habe teilweise schlecht erkennbare Fotokopien präsentiert.Kirmße: "Es wurden nur Fotoabzüge vom Negativ gezeigt." Die von der Polizei als Tatverdächtige ermittelten Männer, darunter ein gerichtsbekannter Skinhead, waren der Vorladung zur Vernehmung nicht gefolgt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false