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Der Nikolaisaal in Potsdam.

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Potsdam: Nikolaisaal: Gelassenheit vor Sarrazin-Lesung

Thilo Sarrazin wird am Donnerstag zum ersten Mal aus seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" lesen. Beim Veranstaltungsort der Lesung, dem Konzerthaus "Nikolaisaal", bleibt man gelassen.

Im Konzerthaus "Nikolaisaal" in Potsdam macht man sich keine großen Sorgen wegen der ersten Lesung Thilo Sarrazins. "Wir sehen die Situation gelassen", sagte die Sprecherin des Konzerthauses, Astrid Weidauer, Tagesspiegel Online. Der Veranstalter habe in Zusammenarbeit mit der Polizei ein Sicherheitskonzept ausgearbeitet, "darauf verlassen wir uns". Ein Großteil der Besucher der ausverkauften Lesung werde wohl aus Potsdam, Berlin und Brandenburg kommen, erzählte Weidauer.

Die Veranstaltung war eigentlich im "Waschhaus" vorgesehen, doch nach Protesten und Drohungen machte das Kulturzentrum einen Rückzieher. Linke Gruppen haben jetzt auch vor dem Nikolaisaal zu Protesten gegen die Lesung unter dem Motto "Keine Toleranz für RassistInnen!" aufgerufen.

Warum die Veranstaltung im "Nikolaisaal" ausgetragen wird, erklärte Astrid Weidauer ganz einfach. Die Anfrage sei an das Haus herangetragen worden und es wurde schnell entschieden, dass sie "selbstverständlich stattfinden darf".

Natürlich gebe es jetzt einen ungewöhnlich großen Medienrummel. "Wir hatten hier durchaus schon Politprominenz", erzählte die Sprecherin. Joschka Fischer sei da gewesen, auch Marcel Reich-Ranicki habe in dem Saal gelesen, doch in diesem Maße habe das Konzerthaus noch nicht mit den Medien zu tun gehabt.

Dennoch würde Astrid Weidauer nicht sagen, man sei stolz darauf, der erste Ort zu sein, wo Thilo Sarrazin lesen wird. "Das Wort nehmen wir in diesem Zusammenhang nicht in den Mund." Doch eine Ablehnung sei nicht infrage gekommen. So erklärt Astrid Weidauer: "Es handelt sich um eine demokratische Meinungsäußerung und das Buch steht nicht auf dem Index." Eine Demokratie müsse das aushalten.

Ab 20 Uhr stellt der Bundesbankvorstand und ehemalige Berliner Finanzsenator im Nikolaisaal sein Buch vor. Wegen der umstrittenen Thesen unter anderem zur Intelligenz verschiedener Einwanderergruppen wurden bereits mehrere Stationen der geplanten Lesereise abgesagt. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kritisierte die Absage des Waschhauses für die Sarrazin-Lesung: "Ich halte diese Entscheidung für falsch." Er verteidigte zugleich den Entschluss, einen städtischen Raum für die Lesung zur Verfügung zu stellen. Er teile die Auffassungen seines Parteifreundes Sarrazin nicht, halte die öffentliche Auseinandersetzung über dessen Buch jedoch für wichtig. Zu möglichen Protesten sagte Jakobs: "Meinungsfreiheit hört auch dann nicht auf, wenn sie zum Sicherheitsproblem wird."

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