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Wolfgang Joop

© ddp

Potsdam-Sanssouci: Streit um Welterbe-Gärten weitet sich aus

Der Streit um die neue Parkordnung in Potsdams Welterbe-Gärten weitet sich aus, nachdem Wolfgang Joop dagegen verstieß und die Kontrolleure anzeigte. Der Modeschöpfer war über reine Fußgängerwege durch die Anlagen geradelt und hatte seine Hunde dabei frei laufen lassen.

Nach der Strafanzeige des Modeschöpfers Wolfgang Joop gegen einen Sicherheitsmann des Parks Sanssouci spitzt sich der Streit um die Regeln für Potsdams Welterbe-Gärten zu. Der ehemalige Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hans-Joachim Giersberg, hat vor einer weiteren Lockerung der Parkordnung gewarnt. „Man muss sich entscheiden: Will man ein Welterbe oder einen Bürgerpark“, sagte Giersberg, der die Stiftung zehn Jahre lang leitete. Er empfahl, die Parkordnung strikt durchzusetzen, „sonst geht alles kaputt“.

Die Lockerungen des Reglements durch seinen Nachfolger Hartmut Dorgerloh seien gut, so Giersberg. Dorgerloh hatte mehr Parkwege für Radfahrer geöffnet und Wiesen zur Nutzung freigegeben. Giersberg sagte, er lehne es ab, dass – wie jetzt gefordert – weitere Wege für Radfahrer freigegeben werden. „In Sanssouci sollte nur auf dem Ökonomieweg gefahren werden, sonst nirgendwo.“ Im Marlygarten, durch den Joop mit dem Rad gefahren war, sei das Radeln schon immer verboten gewesen. An die Parkordnung müsse sich jeder Besucher halten.

Von anderer Seite erhielt Modeschöpfer Joop mit seiner Forderung, die Regeln in den Welterbe-Parks zu lockern, gestern allerdings prominente Unterstützung: „Freiheit für die Parks“ forderte Wolfram Weimer, Chefredakteur des Magazins „Cicero“ und ebenfalls Potsdamer. „Die Stiftung sollte die Parks freigeben, denn sie gehören den Bürgern.“ Modeschöpfer Joop lege „den Finger in die offene Wunde“, sagte Weimer. „Er spricht aus, was viele Potsdamer fühlen.“ Die Parkaufsicht sei „nicht gastfreundlich, viel zu oft arrogant und repressiv“. Dies betreffe insbesondere die Potsdamer, die die Parks oft nutzten „und damit pfleglich umgehen“. Weimer appellierte an die Schlösserstiftung, vom Alten Fritz zu lernen: „Jeder nach seiner Fasson – das muss auch in den Parks gelten.“

Modeschöpfer Joop war am Freitagnachmittag mit dem Fahrrad und zwei unangeleinten Hunden im Park Sanssouci unterwegs gewesen – beides ist laut Parkordnung nicht erlaubt. Ein Parkwächter hielt Joop an, es kam zur Auseinandersetzung, die mit gegenseitigen Anzeigen endete. Der Fall liegt nunmehr bei der Potsdamer Staatsanwaltschaft. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte angekündigt, weiterhin mit der Schlösserstiftung über die Parkordnung zu verhandeln – er warnte allerdings vor einer Eskalation des Streits.

Während Vertreter der Bürgerinitiative Babelsberger Park – sie hat im vergangenen Jahr 10 600 Unterschriften gegen die Parkordnung gesammelt – jüngst Verständnis für Joop äußerten, scheinen die Potsdamer geteilter Meinung zu sein: Bei einer Umfrage am Park Sanssouci sprachen sich gestern vor allem jüngere Parkbesucher gegen das Radfahrverbot aus und unterstützten damit Joops Position. „Ich finde das Fahrradfahren im Park in Ordnung“, sagte der 20-jährige Raffael Braun. Der Platz auf den Hauptwegen sei sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer ausreichend. Andere wiesen darauf hin, dass im Park Schäden durch die Radfahrer entstünden. Darauf beruft sich auch die Schlösserstiftung. Sie hatte allerdings im Dezember angekündigt, das Radfahrverbot zu lockern und weitere Strecken für Radler zu öffnen.

Offiziell patrouillieren in den drei Potsdamer Welterbeparks drei Parkwächter. Zusätzliches Sicherheitspersonal wird von der Firma Fridericus – Tochter von Schlösserstiftung und dem Dussmann-Konzern – gestellt. Von April bis Oktober 2007 baten die Parkwächter 832 Besucher zur Kasse. 12 700 Besucher wurden auf Verstöße gegen die Parkordnung hingewiesen.

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