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© dpa-Zentralbild

Potsdam und der Mauerfall: Party an der Havel

Erst gab es am Sonntagabend eine Feier in der Villa Schöningen, dann folgt am Dienstag ein Volkfest auf der Glienicker Brücke, die am 10. November 1989 geöffnet wurde.

Potsdam - Auf höchst sympathische Art übernehmen am morgigen Dienstag wieder Militärs das Kommando über die Glienicker Brücke. Sie rücken mit Trompeten, Posaunen, Saxofonen, Flöten, Trommeln und anderen Instrumenten an. Da ihr Auftrittsort neben dem Brandenburger Tor und der Bösebrücke an der Bornholmer Straße zu den weltweit bekanntesten Symbolen der Trennung und Wiedervereinigung gehört, kommen die Marching-Bands mit ihren blank geputzten Uniformen natürlich aus Russland und den USA. Sie marschieren um 18.30 Uhr von der Potsdamer und Berliner Seite aufeinander zu und dürften die Brücke zusammen mit tausenden Besuchern zum Schwingen bringen. Danach wird den ganzen Abend gefeiert. Schließlich verlor die Glienicker Brücke am Abend des 10. Novembers 1989 ihren Schrecken als Ort der Teilung.

Das von der Landesregierung und der Stadt Potsdam ausgerichtete Bürgerfest will nicht nur an die Aufbruchsstimmung vor zwei Jahrzehnten erinnern. Auf zwei Großleinwänden wird die ganze Geschichte des 1907 eröffneten Bauwerks zwischen Berlin und Potsdam erzählt, wobei Künstler und Pyrotechnik ein kurzweiliges Programm garantieren sollen. Die Musik kommt sowohl von den Militärorchestern als auch von der Gruppe „Grenzenlos“.

Zu den Rednern gehört Ministerpräsident Matthias Platzeck, der zu DDR-Zeiten ganz in der Nähe gewohnt hatte. „Als am 9. November sich die Mauer an der Bornholmer Straße öffnete, fuhr ich mit Freunden zur Glienicker Brücke. Doch sie blieb an diesem Abend geschlossen“, erinnerte er sich. „Von den Grenzern erhielten wir die herrische Auskunft: Sie werden hier nie rüberkommen. Dieses ‚niemals‘ dauerte nur noch einen Tag. Am Abend des 10. Novembers fuhren wir im Trabant über die sagenumwobene Brücke in den Westen.“ Er habe die ganze Nacht in Wannsee gefeiert.

Während das Bürgerfest wohl gegen 21 Uhr beendet sein wird, bleibt mit der restaurierten Villa Schöningen direkt an der Brücke ein Ort des Erinnerns immer präsent. Das Haus mit einem Museum über die Geschichte der Teilung sowie einer Kunstausstellung wurde am Sonntagabend von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, dem ehemaligen Sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow und Polens Außenminister Radoslaw Sikorski vor 500 Ehrengästen eröffnet. Die Kunstschau „1989“ entstand in einer Koproduktion mit der Kunsthalle Wien, 14 Künstler aus neun Nationen zeigen ihre Sicht auf die Teilung und den Wandel in totalitären Systemen. Claus-Dieter Steyer

Die Villa Schöningen öffnet heute um 12 Uhr fürs Publikum. Sonst stehen die Türen donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr offen. Die Glienicker Brücke ist wegen des Fests am Dienstag von 16 bis 0 Uhr zu.

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